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Das neue Feindbild

SUV-Besitzer als Sündenbock der Gesellschaft

Am ersten Wochenende der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt kamen sie aus allen Himmelsrichtungen geradelt oder gelaufen – die Umweltschützer. Zwölf Sternfahrten brachten 18.000 Fahrrad- und 7.500 Fußdemonstranten in die Stadt und lösten vor der Frankfurter Messe einen totalen Fahrrad- und Fußverkehrskollaps aus, während sich 60.000 Autofans heimlich in die Hallen schlichen. Das neue Feindbild der Klimaschützer: der böse SUV. 

Jedes dritte zugelassene Auto in Deutschland ist heute ein SUV (Sport Utility Vehicle), eine Mischung aus Limousine und Geländewagen. Der Anteil an Privatkunden liegt mit knapp 42 % extrem hoch, unter ihnen auch viele Frauen. Denn mit dem Stadt-Geländewagen können bequem drei Kinder, die Oma, der Hund und der Großeinkauf umherkutschiert werden. Man fühlt sich sicher in dem hohen Wagen und hat einen guten Überblick. Daher vermehren sich jedes Jahr auf Deutschlands Straßen diese „Mörderautos“, „Vorstadtpanzer“, „Monster“ und „Klimakiller“ um 13 %. In diesem Jahr wird die Zahl der neu zugelassenen SUV erstmals die Grenze von einer Million Fahrzeugen überschreiten. Doch obwohl diese Geländewagen mittlerweile „eher VW Golfs statt Porsche Panamera“ seien, so der „‚Autopapst“ Dudenhöffer, sind sie zum Hass-Symbol geworden. Dabei hat die Mehrheit der SUV nicht einmal Allrad-, sondern Frontantrieb, und 52 % der in den ersten vier Monaten zugelassenen Wagen haben nur Golf-Länge oder sogar weniger. Bei 63,7 Mio. in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen, davon 46,5 Mio. Personenkraftwagen (Stand 2018), erscheint die SUV-Diskussion ohnehin überzogen. Natürlich sind sie umweltschädlich, gefährlich und unnötig. Aber das sind andere Sachen auch – Formel 1-Rennen zum Beispiel oder Flugreisen, Kreuzfahrtschiffe und Plastiktüten. Doch darüber wird eher rational-besorgt diskutiert, über den SUV dagegen voller hämischen Hass. Die Politik dürfte es freuen – lenkt diese unnütze Diskussion doch von so vielen anderen Problemen ab.