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Mani, mach die Superbank!

Der in Köln geborene Jurist und Betriebswirt Manfred Knof gilt nicht gerade als Rheinische Frohnatur – muss er als zukünftiger Chef der Commerzbank aber auch nicht! Und spätestens während seines kurzen Gastspiels bei der Deutschen Bank wäre ihm ohnehin das Lachen vergangen. Seit August 2019 leitete er dort das Privatkundengeschäft und zeigte sich relativ schnell frustriert über seinen Job. Vermissen wird man ihn dort sicher nicht, den Mann aus der zweiten Reihe mit den großen Ambitionen.

Schon beim deutschen Versicherungskonzern Allianz hat er es nie ganz aus dem Schatten der ersten Führungsspitze geschafft. Seit 1995 als gefragter und erfolgreicher Zahlenmensch und Feuerwehrmann im Allianz-Konzern unterwegs, setzt ihm 2008 der damalige Konzernchef Diekmann den McKinsey-Mann Oliver Bäte als Vorstandschef vor die Nase. 2015 wird Knof zwar Deutschlandchef, aber der Chefsessel des Gesamtkonzerns bleibt ihm versagt.

Unterschiedliche Auffassungen zum Führungsstil im Konzern und zur Produktentwicklung sowie Probleme bei der Digitalisierung führen schließlich zu einem handfesten Krach zwischen Bäte und Knof. Während Bäte als digitaler Visionär seinen Leuten und dem Apparat immer mehr abverlangt und dabei oft auch übers Ziel hinausschießt, hält der knurrige Knof mit dem objektiv Machbaren dagegen. Als Knof dann auch noch fallenlässt, er traue sich Bätes Job ohne Weiteres zu, kommt es zum offenen Bruch zwischen den beiden. Knof wirft die Brocken hin und geht.

Mitte 2019 taucht Manfred Knof dann überraschend bei der Deutschen Bank auf, wo er es aber nicht einmal bis in die erste Vorstandsreihe schafft und schnell die Nase voll hat. Dass man ihm bei der Commerzbank trotzdem vor den internen Kandidaten wie dem Firmenkundenvorstand Roland Boekhout und Finanzchefin Bettina Orlopp den Vorzug gab, lässt aufhorchen.

Es scheint fast so, als hätte man in Berlin endlich begriffen, dass man als größter Aktionär mit knapp 16 % nicht länger zuschauen kann, wie die Commerzbank zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Denn seit der Finanzkrise und der Rettungsaktion des Bundes befindet sich Deutschlands zweitgrößte Privatbank nun schon im ständigen Sanierungsmodus – und das mit Steuergeldern! Stellen wurden gestrichen, Filialen geschlossen oder umgebaut, immer neue Strategien für die einzelnen Geschäftsbereiche entwickelt – doch gebracht hat es wenig. Die Renditen sind dürftig, an der Börse zum Pennystock geworden, musste die Commerzbank schließlich die erste deutsche Börsenliga, den DAX, verlassen.

Vielleicht hat man sich deshalb bewusst für einen Chef entschieden, der von außen kommt und somit auf interne Befindlichkeiten und alte Strukturen keine Rücksicht nehmen muss. Manfred Knof gilt als Sparfuchs mit wenig Empathie, auf das Wesentliche orientiert und durchsetzungsfähig. Das sollte ihm auch die Rückendeckung des Finanzinvestors Cerberus einbringen. Der „Höllenhund“ schätzt zahlenorientierte Typen.

Doch kann Manfred Knof als neuer Chef bei der Commerzbank schaffen, was alle anderen vor ihm nicht zustande brachten? Und wie soll er das erreichen? Noch mehr Leute zu entlassen, wird auf Dauer nicht reichen. Und die weltweite Coronapandemie hat die Lage nicht besser gemacht. Elend lässt sich nicht ewig verlängern. So denkt selbst Bundesfinanzminister Olaf Scholz schon laut über eine Konsolidierung des Marktes mit Bankenfusionen nach. Er rechne mit weiteren Zusammenschlüssen von deutschen Banken, bis hin zu einer europäischen Bankenunion. Wird Knof also die Commerzbank wirklich als unabhängiges Institut in Spur bringen oder schon recht bald eine Fusion mit der Deutschen Bank ins Spiel bringen?

Einen Verkauf der Commerzbank an einen ausländischen Wettbewerber kann der Bund nicht riskieren. Immerhin wurde die Bank mit dem Geld der deutschen Steuerzahler am Leben erhalten, ist die zweitgrößte Privatbank des Landes und finanziert immer noch große Teile des deutschen Mittelstands. Auch wenn sich Martin Zielke im vergangenen Jahr mit seinem Vorstoß einer möglichen Fusion noch einen Korb geholt hatte, könnte die Commerzbank nun in absehbarer Zeit doch unter dem Dach der Deutschen Bank landen. Auch für den Chef des größten deutschen Geldhauses, Christian Sewing, ist dies kein Tabu-Thema mehr. Er sieht aber eine mögliche Fusion nicht vor 2022.

Bei einer Fusion der beiden bedeutendsten deutschen Privatbanken könnte Manfred Knof es dann doch noch in die erste Vorstandsreihe seines früheren Arbeitgebers schaffen.

Mani, mach die Superbank!