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SAP

mit Prognose-Schock

 

Überreaktion der Aktienmärkte

Das eigentlich Überraschende an der gekappten Prognose des Softwareriesen war die Reaktion der Analysten bzw. der Aktienmärkte.

Für das laufende Geschäftsjahr nahm SAP seine Gewinnprognose zum 2. Mal zurück, allerdings verhältnismäßig moderat und zwar von 8,1 bis 8,7 Mrd. € auf 8,1 bis 8,5 Mrd. €. Der Umsatz wird jetzt in einer Range von 27,2 bis 27,8 (zuvor 27,8 bis 28,5) Mrd. € erwartet. Diese Entwicklung kam bei Weitem nicht überraschend. Schließlich halten viele Unternehmen in der Coronazeit aus Sparzwang ihre Mittel zusammen und verschieben große IT-Projekte, auch wenn mittelfristig kein Weg an der Digitalisierung vorbeiführt. Hinzu kommt, dass sich die Verkäufe der Reisemanagement-Software Concur wegen der anhaltenden Flaute in diesem Sektor in 2020 nicht mehr erholen werden. Immerhin blieben die Konzernerlöse im
3. Quartal mit 6,54 Mrd. € stabil. Das Ebit stieg währendessen um 4 % auf 2,07 Mrd. €.Doch was den Investoren wohl weniger geschmeckt haben dürfte, ist die Tatsache, dass SAP auch die mittelfristige Prognose zurückzog, da die Kunden einen schnelleren Umstieg in die Cloud vornehmen als geplant. Dies wird in den nächsten Jahren zu einem Rückgang der Softwarelizenzumsätze führen. Im Q3 brachen sie bereits um fast ein Viertel ein. Diese Entwicklung belastet die mittelfristige Marge. In 2023 soll sie jetzt 4 bis 5 % niedriger ausfallen. SAP erwartet somit, dass die für 2023 anvisierten Ziele nun erst in 2025 erreicht werden. Allerdings stammte die ursprüngliche Prognose noch aus dem Frühjahr 2019 und damit weit vor dem COIVD-19-Ausbruch. Mit Investitionen sollen Effizienz und die Stabilität des Cloud-Betriebes erheblich gesteigert werden. Die Kosten dafür werden in 2021/22 zunächst einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag verschlingen. Bis 2025 wird dann mit einem Umsatzzuwachs auf mehr als 36
Mrd. € gerechnet, 22 Mrd. € davon aus der Cloudsparte. Für das Ebit werden dann 11,5 Mrd. € in Aussicht gestellt.

Der cloudgeprägte Paradigmenwechsel ist für SAPeine Herausforderung und Chance gleichermaßen. Der neue Vorstandschef Christian Klein will das Unternehmen für die Anforderungen der neuen Software-Welt fit machen. Jetzt die Kursrücksetzer nutzen und einsteigen, um den Trendwechsel nicht zu verpassen; (A–).