Nach der Zins-Euphorie der vergangenen Woche herrschte zur Wochenmitte Ernüchterung an den Börsen. Im DAX blieb die wichtige Marke von 15.000 Punkten im Fokus der Anleger. Wieder aufkeimende Zinssorgen lasteten auf den Kursen. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die jüngste Aufwärtskurslücke bei 14.950 zu 15.028 Zählern – ein Schließen dieser Kurslücke würde den Druck auf die deutschen Standardwerte erhöhen. Im Fokus der Anleger steht weiterhin der künftige Zinskurs der Notenbanken. Von der Wall Street kommen verhaltene Vorgaben für den DAX-Handel. Kursanstiege bei den Technologiefirmen hatten die Wall Street gestern ins Plus gehievt. Anleger setzten darauf, dass sich Tech-Werte in einem unsicheren Markt als Fels in der Brandung erweisen könnten. Der Dow Jones schloss 0,2 % höher auf 34.152 Punkten. Die Technologiebörse Nasdaq rückte 0,9 % auf 13.639 Zähler vor. Der S&P 500 legte 0,3 % auf 4.378 Stellen zu.
Die Commerzbank hat gestützt durch die rasant gestiegenen Zinsen im 3. Quartal einen Konzerngewinn von 684 Mio. € erzielt – mehr als drei Mal so viel wie vor Jahresfrist. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 611 Mio. € gerechnet.
Der DAX-Konzern Bayer macht seinen Aktionären nach einem bisher schwierigen Geschäftsjahr 2023 wenig Hoffnung auf eine deutliche Besserung im kommenden Jahr. Im abgelaufenen 3. Quartal bekamen die Leverkusener abermals rückläufige Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat zu spüren. Unter dem Strich stand ein Verlust von 4,57 Mrd. € nach einem Gewinn von 546 Mio. € im Vorjahr, auch wegen erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft.
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat im Q3 in der Problemsparte Autozulieferung überraschend profitabel gearbeitet. Allerdings bremsen Wechselkurseffekte den DAX-Konzern, weswegen er seinen Umsatzausblick senkte. So erwartet das Management nun einen Jahreserlös von 41 bis 43 Mrd. €. Bisher stand ein Umsatz von 41,5 bis 44,5 Mrd. € auf dem Plan.
Der Logistikkonzern DHL Group rechnet nicht mehr damit, zur Mitte des Jahrzehnts operativ ähnlich viel zu verdienen wie im Rekordjahr 2022. Für 2025 erwartet das Management nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 7 und 8 Mrd. €. Zudem senkte das DAX-Unternehmen auch das obere Ende seiner avisierten Zielspanne für das operative Ergebnis für das laufende Jahr.
Der Energieversorger E.on erwartet für das 4. Quartal wegen Preissenkungen eine deutliche Belastung des Ergebnisses. Der Konzern gebe die gesunkenen Großhandelspreise an seine Kunden weiter und das wirke sich auf das Segment Kundenlösungen aus. In den ersten 9 Monaten stieg das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 27 % auf 7,8 Mrd. €.
Die Medizintechnik-Sparte von Siemens hat die Gewinne aus dem weggebrochenen Geschäft mit Corona-Schnelltests nicht wettmachen können. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) sank das bereinigte Ebit von Siemens Healthineers um 16 % auf 3,08 Mrd. €. Der Nettogewinn fiel mit 1,53 Mrd. € sogar um 26 % geringer aus, die Aktionäre sollen trotzdem eine stabile Dividende von 0,95 € je Aktie erhalten.
Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern Adidas macht beim Abbau der vollen Lager Fortschritte. Mit 4,8 Mrd. € lägen die Vorräte Ende September um 23 % unter Vorjahr, sagte Vorstandschef Björn Gulden. Wegen des Schlussverkaufs von "Yeezy"-Schuhen hatte Adidas bereits im Oktober die Erwartungen für das laufende Jahr angehoben.
Vor allem die glimpfliche Hurrikan-Saison hat dem weltgrößten Rückversicherer Munich Re im Sommer einen leichten Gewinnanstieg beschert. Unter dem Strich stand im 3. Quartal ein Gewinn von knapp 1,2 Mrd. € und damit rund 6 % mehr als ein Jahr zuvor. Bereits bei der überraschenden Veröffentlichung erster Eckdaten Ende Oktober hatte der Vorstand seine Gewinnprognose für das laufende Jahr auf rund 4,5 Mrd. € angehoben.
Der Fresenius-Konzern will die auf Kinderwunschkliniken spezialisierte Eugin-Gruppe an ein Konsortium rund um den Finanzinvestor KKR verkaufen. Bis zu 500 Mio. € inklusive Meilensteinzahlungen will die Konzernspitze rund um Fresenius-Chef Michael Sen dafür einnehmen. Von dem Verkauf ist ausschließlich die Eugin-Gruppe betroffen. Andere Fruchtbarkeitsbehandlungen in einzelnen Krankenhäusern und ambulanten Zentren blieben im Konzern, hieß es.
Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) zollt der Krise am Immobilienmarkt Tribut: Sie streicht ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr zusammen und kürzt die Dividende. Statt eines Ergebnisses von 170 bis 200 Mio. € vor Steuern rechnet der Münchner Immobilienfinanzierer nur noch mit 90 bis 110 Mio. €. Die Rückstellungen für faule Kredite summierten sich in den ersten 9 Monaten auf 104 (38) Mio. €, und auch im 4. Quartal sei eine weitere Risikovorsorge zu erwarten.
Wegen der schwachen TV-Werbemärkte vor allem in Deutschland schraubt der europäische Fernsehkonzern RTL zum 2. Mal in diesem Jahr seine Ziele für 2023 herunter. Das bereinigte Ebita werde in diesem Jahr erneut sinken und mit rund 900 Mio. € um etwa 50 Mio. € niedriger ausfallen als bislang erwartet. Der Umsatz werde bei 6,9 Mrd. € liegen.
Der Autovermieter Sixt hat dank der großen Reiselust im Sommer und einer größeren Fahrzeugflotte so viel Umsatz erwirtschaftet wie nie zuvor. Die Erlöse legten im 3. Quartal um 13,2 % auf 1,13 Mrd. € zu. Die Preise hätten weiter über dem Vor-Corona-Niveau gelegen. Der Gewinn ging allerdings um 36,2 Mio. € auf 246,9 Mio. € zurück.
Der Anlagenbauer Gea hat im 3. Quartal dank eines starken Servicegeschäfts mehr verdient. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Restrukturierungsaufwand erhöhte sich im Jahresvergleich um 4,2 % auf 207 Mio. €. Unter dem Strich verdiente Gea 120,8 Mio. € – ein Jahr zuvor waren es noch 107 Mio. € gewesen.
Der Maschinenbauer Dürr hat wegen schwacher Geschäfte mit der Holzbearbeitung seine Jahresziele gekappt. Zudem kündigte der Vorstand den Abbau Hunderter Arbeitsplätze an. Die Ebit-Marge des Konzerns dürfte 2023 nur noch bei 4,5 bis 5,5 % liegen. Bisher standen 5,6 bis 6,6 % im Raum. Auch das Nachsteuerergebnis dürfte mit 110 bis 160 Mio. € deutlich geringer ausfallen als bisher vorhergesagt.