boerse-welt.jpg
@GettyImages

Gefährliche Sommer-Sorglosigkeit

Bilanzsaison in den Startlöchern

Getrieben von der Erwartung eines glimpflichen Ausgangs der weltweiten Zollkonflikte kletterte das DAX-Thermometer zeitweise auf einen neuen Höchststand, bevor US-Präsident Trump die Party verdarb und neue Zölle auf EU-Produkte in Höhe von 30 % ankündigte. Doch der Enttäuschung darüber wich schnell die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung.

 

Die Vorzeichen im Zollkonflikt sahen zunächst nicht schlecht aus. Hatte doch Donald Trump jüngst die Frist für neue US-Zölle zunächst bis zum 1. August verlängert. Der DAX markierte daraufhin mit 24.549 eine neue Bestmarke. Doch umgehend drohte Trump erneut mit Zöllen gegen die EU (s.S.7). Der US-Präsident will Einfuhren aus der EU ab dem 1. August mit einem Zoll von 30 % belegen.

Die EU hatte daraufhin klargemacht, dass Gegenmaßnahmen vorbereitet werden für den Fall, dass die aktuell ab Anfang August im Raum stehenden US-Zölle tatsächlich umgesetzt würden.

Auch der erneute Angriff der US-Regierung auf die Führung der US-Notenbank sorgte zeitweise für Unruhe. Inzwischen wird immer klarer, dass eine mögliche Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell ein bis dato erheblich unterschätztes Risiko für die Märkte bedeuten würde. Sollte der US-Präsident Powell tatsächlich noch vor dem Ende seiner Amtszeit (Mai 2026) herausdrängen, könnte dies zu deutlichen Verwerfungen am Anleihenmarkt führen. Schließlich würden Anleger solch ein Ereignis als direkten Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank werten.

Für Rückenwind sorgte hingegen zuletzt der positiv ausgefallene ZEW-Index. Die Kennziffer stieg im Juli um 5,2 Punkte auf 52,7 Zähler. „Nach den kräftigen Aufhellungen der vergangenen zwei Monate verfestigt sich die positive Stimmung bei den Befragten“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Zudem geben Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo das Startsignal für die US-Berichtssaison für das 2. Quartal (nach Redaktionsschluss). Damit dürfte sich in den nächsten Wochen der Investorenfokus auch wieder stärker auf die Halbjahresbilanzen und Prognosen der Unternehmen richten.

Bleibt zu hoffen, dass sich die aktuelle Sorglosigkeit der Aktienmärkte nicht rächt! Anleger sollten derzeit lieber auf Sicht fahren.