Für das Börsenjahr 2026 sehen Investmentbanker wieder deutlich bessere Chancen für große Fusionen und Übernahmen in Deutschland. Finanzinvestoren sitzen auf prall gefüllten Kriegskassen und stehen unter zunehmendem Investitionsdruck, während viele deutsche Großkonzerne ihre Portfolios bereinigen und zugleich gezielt nach Wachstumsmöglichkeiten – vor allem in den USA – suchen. Der Wunsch, Zollschranken zu umgehen und Zugang zu neuen Technologien zu erhalten, verstärkt diese Tendenz zusätzlich.
Nach dem Schock des von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Zollstreits im Frühjahr haben sich viele Unternehmen inzwischen wieder gefangen. „Das Umfeld ist wieder berechenbarer geworden – und das ist eine Grundvoraussetzung für M&A“, heißt es aus dem Investmentbanking. Zwar bleiben geopolitische Risiken bestehen, doch diese könnten in den kommenden Jahren sogar als Katalysator für Transaktionen wirken.
Tatsächlich hat das weltweite Transaktionsvolumen bei Fusionen und Übernahmen mit deutscher Beteiligung im ablaufenden Jahr wieder spürbar zugelegt. Es stieg um rund 17 % auf knapp 168 Mrd. $. Große US-Investmentbanken sehen darin den Beginn eines neuen Aufwärtstrends. Besonders das zweite Halbjahr zeigte sich dabei überraschend dynamisch.
Mega-Deals wieder denkbar
Zunehmend rücken erneut sogenannte Mega-Deals mit Volumina von mehr als 10 Mrd. $ in den Fokus. In Deutschland waren solche Großtransaktionen zuletzt rar, doch Banker trauen heimischen Konzernen wieder mehr Mut zu. Die Finanzierung sei gesichert – sowohl über Eigenmittel als auch über Banken und Kreditfonds.
Attraktive Zielsektoren sehen Marktbeobachter vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Technologie und Medizintechnik. Auch Verteidigung bleibt ein Thema, wenngleich grenzüberschreitende Zusammenschlüsse hier politisch sensibel sind. Der geplante Börsengang des deutsch-französischen Panzerbauers KNDS gilt bislang als Ausnahme.
Portfoliobereinigung setzt sich fort
Parallel dazu dürfte der Trend zur Fokussierung anhalten. Konzerne trennen sich zunehmend von Randaktivitäten, um klarere Strukturen und höhere Renditen zu erzielen. Davon profitieren insbesondere Finanzinvestoren, die gezielt nach Abspaltungen und Carve-outs Ausschau halten. Private-Equity-Fonds waren bereits 2025 an vier der fünf größten Übernahmen in Deutschland beteiligt.
Weltweit warten mehrere Billionen Dollar an nicht investiertem Kapital auf Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig wächst der Druck, bestehende Beteiligungen zu veräußern, um Mittel an Investoren zurückzuführen. Zwar klafften die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern zuletzt noch auseinander, doch die Annäherung schreitet voran.
Die Voraussetzungen für ein lebhafteres M&A-Jahr 2026 sind geschaffen – ob es tatsächlich zu einer neuen Übernahmewelle kommt, dürfte sich bereits im ersten Halbjahr zeigen.