Seit der vergangenen Woche müssen Marktteilnehmer den Blick auf nunmehr zwei Kriege und einen schwelenden Handelskonflikt werfen. Damit ist noch ein großer Risikofaktor für den Aktienmarkt dazugekommen. Die weltweiten Indizes zeigen sich trotz der geopolitischen Nachrichten stabil, aber der Börsensommer könnte von heftigen Gewittern begleitet werden.
Israel hat Atomanlagen im Iran angegriffen. Der Iran startete Vergeltungsmaßnahmen und feuerte ebenfalls Raketen auf Tel Aviv. Während sich die Gewaltspirale im Nahen Osten immer schneller drehte, blieb eine Panikreaktion an den Börsen überraschend aus. Zwar entfernte sich der DAX von seinem Rekordhoch, doch von einer großen Flucht kann nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil – der eine oder andere Schnäppchenjäger zeigte sich zügig wieder risikobereit.
Doch bei dieser Spekulation ist sicher Vorsicht angebracht. Denn falls Israel etwa auch die iranische Ölindustrie attackiert oder Teheran die Straße von Hormus schließt, könnte die Stimmung schnell kippen. Auch darauf zu setzen, dass die USA und Russland eine weitere Verschärfung verhindern könnten, ist mehr als gewagt. US-Präsident Trump will wieder einmal einen schnellen „Deal“ auf den Weg bringen, doch schon sein Einsatz im Ukraine-Krieg dürfte die Anleger eines Besseren belehrt haben. Auch seine vorzeitige Abreise vom jüngsten G7-Gipfel lässt tief blicken!
An diesem Mittwoch (lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor) trifft sich die US-Notenbank. Vonseiten der Fed dürfen Marktteilnehmer nicht allzu viel Rückendeckung erwarten. Schließlich sollte Notenbankchef Jerome Powell an seinem Kurs festhalten. Zum Ärger von Donald Trump dürfte er erneut den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 % belassen. Daran sollten auch die Verbal-Attacken gegenüber dem obersten Währungshüter nichts geändert haben. Und dies auch aus gutem Grund, denn an der Ausgangssituation hat sich ebenfalls nichts geändert. Trotz der Importzölle zog die Inflation zuletzt kaum an und die Handelsverhandlungen mit den meisten Ländern laufen noch. Im
2. Halbjahr dürfte dies anders sein, doch bis dahin bleibt die Fed vor allem auf dem Beobachtungsposten.
Vor der Sommerpause sollten Anleger Gewinnmitnahmen nicht vergessen!