Auch am Übernahmemarkt hat sich zuletzt wieder einiges getan und Unternehmen, für deren Aktien gerade ein Übernahmeverfahren läuft oder bei dem den Aktionären ein entsprechendes Angebot unterbreitet wurde, haben ihre Ergebnisse für das 1. Halbjahr vorgestellt. Zudem wurde das eine oder andere Angebot nochmals angepasst.
Wie erwartet steigt der chinesische E-Commerce-Riese JD.com in großem Stil bei der Mediamarkt-Saturn-Mutter Ceconomy ein und will dort neuer Mehrheitsaktionär werden. Die deutsche Tochtergesellschaft des Online-Händlers hat dazu ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot vorgelegt. Demnach sollen die Ceconomy-Aktionäre 4,60 € je Aktie in bar erhalten. Die vier Ankeraktionäre Haniel, Beisheim, Freenet und Convergenta hätten bereits verbindliche Zusagen für insgesamt rund 32 % des Aktienkapitals unterzeichnet, hieß es. Der bisher größte Aktionär, die Beteiligungsgesellschaft Convergenta der Gründerfamilie Kellerhals, werde einen Anteil von rund 25,4 % behalten. Eine Mindestannahmeschwelle gebe es nicht, betonte Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner. Er rechnet damit, dass die Transaktion im 1. Halbjahr 2026 abgeschlossen wird.
Die italienische Großbank UniCredit hält inzwischen mehr als 20 % an der Commerzbank. Die direkte Beteiligung ist auf 20,17 (19,20) % gestiegen. Die Italiener haben aber keine Aktien hinzugekauft oder Derivate in Commerzbank-Aktien umgewandelt. Hintergrund ist vielmehr, dass die Commerzbank eigene Aktien, die sie seit dem vergangenen Jahr zurückgekauft hatte, wie angekündigt eingezogen hat. Dadurch ist die Zahl der ausstehenden Papiere um rund 57 Mio. auf 1,13 Mrd. gesunken, der UniCredit-Anteil rein rechnerisch entsprechend angestiegen. Daneben hat UniCredit über Derivate Zugriff auf weitere gut 9 % der Aktien. Vorstandschef Andrea Orcel hat angekündigt, die Papiere spätestens bis zum Jahresende ebenfalls in Anteilsscheine umzuwandeln. Er will die Commerzbank von einem Zusammenschluss mit der deutschen UniCredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) überzeugen, stößt damit aber sowohl beim Commerzbank-Vorstand als auch beim zweiten Großaktionär, dem Bund, auf taube Ohren.
Der Umsatz von Covestro schrumpfte im 2. Quartal wegen niedrigerer Verkaufspreise und negativer Währungseffekte um mehr als 8 % auf 3,4 Mrd. €. Das Ebitda fiel um 15,6 % auf 270 Mio. €. Der Kunststoffkonzern erwartet auch kurzfristig keine wirtschaftliche Erholung und stellt sich auf ein schwieriges 2. Halbjahr ein. Für das Gesamtjahr wird inzwischen mit einem Ebitda von 700 Mio. bis 1,1 (1,1) Mrd. € geplant. Zuvor war das Management noch von 1,0 bis 1,4 Mrd. € ausgegangen. Der Konzern steht kurz vor der Übernahme durch den arabischen Ölriesen Adnoc, der Covestro einschließlich Schulden für bis zu 16 Mrd. € kaufen will. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi hält inzwischen gut 91 %. Den Abschluss des Deals erwartet CFO Christian Baier weiter für die 2. Jahreshälfte.
Die italienische Berlusconi-Holding MFE (MediaForEurope) hat ihre Beteiligung an ProSiebenSat.1 weiter ausgebaut und ihre Position im Bieterwettstreit damit verbessert. MFE habe von einem nicht genannten Aktionär 6,51 Mio. ProSieben-Stücke gekauft. Der Preis je Aktie soll dem Anfang der Woche erhöhten Übernahmeangebot entsprochen haben: 4,48 € in bar und 1,3 A-Aktien von MFE. Damit halten die Italiener nun mindestens 32,95 % am SDAX-Konzern, einschließlich der bereits angedienten Aktien haben sie mehr als 33 % sicher. Neben MFE buhlt noch die tschechische Investorengruppe PPF um Einfluss bei ProSiebenSat.1. Diese bietet derzeit 7,00 € je Aktie, um ihren Anteil von 15 auf bis zu 29,99 % auszubauen. Für die PPF-Offerte hatte das Management - anders als für die MFE-Offerte - keine Empfehlung ausgesprochen. Es wurde als zu niedrig eingestuft.