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Siemens Energy macht Ernst

Nun haben sich die Gerüchte um die angeschlagene spanische Windkrafttochter bestätigt (vgl. ES 8/22). Siemens Energy will stärker bei Gamesa durchgreifen und plant dafür die Komplettübernahme. Das MDAX-Unternehmen strebt an, die restlichen 33 % an Siemens Gamesa für 4 Mrd. € zu kaufen und den Windanlagenbauer von der Börse zu nehmen. Den außenstehenden Aktionären bietet man somit 18,05 € je Aktie. Ein solches Delisting ist laut spanischem Börsenrecht ab 75 % der Anteile möglich. Die Transaktion soll in der 2. Jahreshälfte erfolgen, die Zustimmung der HV ist für November geplant.

Durch die Vollintegration erhofft sich Siemens Energy, die anhaltenden Probleme im Geschäft mit erneuerbaren Energien in den Griff zu bekommen. „Eine Integration erlaubt uns, auf eine gemeinsame Infrastruktur zurückzugreifen“, sagte Konzernchef Christian Bruch. Die wichtigsten Gründe für die Probleme bei dem Windkraftanlagen-Bauer sollen mittlerweile identifiziert worden sein. Neben dem Preiskampf und Kostensteigerungen hakt es beim Hochlaufen der neuen Windturbinen-Generation 5.X. Zudem soll es bis zuletzt Probleme mit der Unternehmenskultur der spanischen Gamesa und dem Mutterkonzern Siemens Energy gegeben haben. Von einer vollständigen Integration verspricht man sich jährliche Synergien von rd. 300 Mio. €, vor allem bei Einkauf und Logistik.

Die Finanzierung des Deals scheint soweit zu stehen. Es gebe verbindliche Zusagen von der Bank of America und JPMorgan. Falls das Angebot vollumfänglich angenommen wird, will man die Brückenfinanzierung mit bis zu 2,5 Mrd. € an „Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Instrumenten“ ablösen. Dabei könnten in einem 1. Schritt 10 % neue Aktien durch eine bezugsrechtslose Kapitalerhöhung verkauft werden. Die verbleibende Summe will man dem Vernehmen nach über Fremdkapital und vorhandene Barmittel finanzieren.

Die Entscheidung, Gamesa komplett zu schlucken, ist richtig, auch wenn dies für Siemens Energy zunächst weitere Belastungen bedeutet. Spekulativ hat die Aktie dadurch nichts eingebüßt, im Gegenteil; (A–).