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US-Berichtssaison geht in die nächste Runde

  • Der US-Netzwerkausrüster Cisco hat mit einer überraschend positiven Umsatzprognose Hoffnungen auf eine stabilere Ausgabenentwicklung für technische Infrastruktur geweckt. Die Erlöse sollen im lfd. Quartal um 11–13 % anziehen. Je Aktie sollen zudem 0,96 bis 0,98 (Q2: 067) $ erreicht werden. Im abgelaufenen 2. Quartal war der Umsatz um 7 % auf 13,6 Mrd. $ nach oben geklettert. Der Gewinn sank hingegen unter dem Strich um 7 % auf 2,8 Mrd. $. Cisco stellt vor allem sogenannte Router und Switches für Internet- und Datenverkehr her. Das Unternehmen profitiert von einem Rückstau an Investitionen, die viele Kunden während der Coronapandemie zurückgehalten hatten.

Cisco bleibt derzeit nur unter Beobachtung; (B+). 

  • Der US-Getränkeriese Coca-Cola hat dank Preiserhöhungen zum Jahresendspurt signifikant mehr umgesetzt und verdient als erwartet. Vor allem in der Region Lateinamerika müssen Kunden mittlerweile deutlich tiefer in die Tasche greifen. Aber auch in Nordamerika und Europa zogen die Preise zuletzt an. Ohne Wechselkurseffekte stieg der Umsatz im
  • 4. Quartal um 15 % auf 10,1 Mrd. $. Im Gesamtjahr 2022 hatte Coca-Cola den Umsatz aus eigener Kraft noch um 16 % auf 43 Mrd. $ erhöht. Nach Steuern fiel der Gewinn mit 9,54 (9,77) Mrd. $ jedoch etwas geringer aus. Allerdings dürfte sich das Wachstum 2023 etwas verlangsamen. So rechnet der Manager nunmehr mit einem um Sonder- und Währungseffekte bereinigten Umsatzplus von 7–8 %. Das vergleichbare Ergebnis je Aktie (EPS) soll 2023 um 4–5 % steigen, nach 2,48 $ ein Jahr zuvor.

Coca-Cola ist und bleibt eine mehr als gute defensive Halteposition; (B+).

  • Höhere Kosten lassen den Lebensmittelgiganten Kraft Heinz etwas vorsichtiger auf den kommenden Jahresverlauf blicken. Der bereinigte Jahresgewinn wird demnach bei 2,67 bis 2,75 $ je Aktie anvisiert. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern u.a. dank Preiserhöhungen einen Umsatz von 26,49 (26,04) Mrd. $. Operativ stand ein Ergebnis von 3,63 Mrd. $ in der Bilanz, nach 3,46 Mrd. $ im Vorjahr. Netto erzielte Kraft derweil einen Gewinn von 2,36 (1,01) Mrd. $.

Kraft Heinz bleibt seiner Seitwärtshaltung weiterhin treu. Hier gibt es entsprechend derzeit wenig Kaufanreize, aber auch keine Sell-Indikatoren; (B+). 

  • Im US-Bundesstaat New York haben Beschäftigte des Elektroautobauers Tesla eine Kampagne zur Gründung einer Gewerkschaft gestartet und damit Konzernchef Elon Musk vor die nächste arbeitsrechtliche Herausforderung gestellt. „Wir glauben, dass uns die Gründung einer Gewerkschaft eine Stimme an unserem Arbeitsplatz geben wird, von der wir das Gefühl haben, dass sie bisher ignoriert wurde“, heißt es von Seiten der Beschäftigten. Musk hatte sich in der Vergangenheit lautstark gegen Gewerkschaften ausgesprochen und sich damit den Unmut der US-Arbeitsrechtsbehörde NLRB zugezogen. Diese hatte ihn aufgefordert, einen Tweet aus dem Jahr 2018 zu löschen, in dem der Milliardär drohte, dass Mitarbeiter ihre Aktienoptionen verlieren würden, sollten sie eine Gewerkschaft gründen. Im Gegensatz zu anderen großen Automobilherstellern ist es Tesla bisher gelungen, eine gewerkschaftliche Organisation in seinen US-Werken zu vermeiden.

Tesla hat derzeit einige offene Baustellen zu bewältigen. Dies scheint spekulative Anleger allerdings nicht davon abzuhalten, kursseitig den Turnaround einzuleiten. Wer bereits Titel hält geht die Erholung erst einmal weiter mit. Neueinsteiger sollten hier allerdings zunächst die Füße stillhalten; (B+). 

 

  • Auch wenn sich Biogen in der Biotechbranche in einem durchaus volatilen Bereich angesiedelt hat, kann das Unternehmen u.a. dank neuer Medikamente überzeugen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 lagen die Umsätze mit 10,17 (10,98) Mrd. $ zwar leicht unter dem Vorjahreswert. Nach Steuern machten sich derweil u.a. Sonderzahlungen und die Einführung neuer Arzneien positiv bemerkbar. Hier stand netto ein Gewinn von 3,05 (1,56) Mrd. $ in der Bilanz. Allerdings geht das Unternehmen im lfd. Jahr von einem anhaltend schwierigen Umfeld aus. CEO Christopher Viehbacher setzt nun vorrangig auf das neue Alzheimermedikament Leqembi und ein Medikament gegen Depressionen, Zuranolone, das in Kooperation mit Sage Therapeutics entwickelt worden ist. Beide Medikamente sollen in diesem Jahr auf den Markt kommen. Auch sollen Kooperationen helfen, wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. 2023 wird dies aller Voraussicht nach noch nicht gelingen. Viehbacher stellt für das lfd. Jahr einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht.

Bei Biogen wurden frühzeitig Gewinne  abgesichert. Und auch wenn sich die Aktie seit vergangenem Oktober stabil zu halten scheint, bleibt der Wert nur etwas für Investoren mit starken Nerven; (B). 

  • Airbnb profitiert von der Rückkehr der Auslands- und Städtereisen nach der Coronapandemie. Die Unterkünfte-Plattform konnte aufgrund einer erhöhten Zahl von Buchungen Ende 2022 nicht nur den Umsatz deutlich steigern, der Nettogewinn ist auf bislang nicht erreichte Höhe gestiegen, sodass Airbnb erstmals in seiner Firmengeschichte ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen konnte. Auf das gesamte letzte Jahr bezogen hat Airbnb seinen Umsatz um 40 % auf 8,4 Mrd. $ gesteigert. Der Nettogewinn stieg auf 1,9 Mrd. $, nachdem die Plattform im Vorjahr noch einen Verlust von –352 Mio. $ verzeichnet hat. Und auch der Jahresstart soll mehr als erfreulich ausfallen: Für das lfd. Quartal sagt der Konzern einen um 16–21 % steigenden Umsatz voraus, der zwischen 1,75 und 1,82 Mrd. $ liegen soll.

Bei Airbnb verlängert man angesichts der jüngsten Aufholjagd den Depotaufenthalt; (B+).

  • Der Spielehersteller Hasbro hat wegen einer mauen Nachfrage und steigender Kosten für 2023 einen Umsatz- und Ergebnisrückgang prognostiziert. Der Monopoly-Hersteller erwartet demnach einen bereinigten Gewinn von 4,45 bis 4,55 (Vorjahr: 4,45) $ je Aktie. Beim Umsatz wird ein Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorhergesagt. Im vergangenen Jahr musste Hasbro einen Umsatzrückgang auf 5,86 (6,42) Mrd. $ verbuchen. Nach Steuern rutschte der Gewinn zudem auf 203,5 (428,7) Mio. $ ab. Als Grund wurde u.a. ein Lagerabbau der Händler genannt, die somit weniger Spiele orderten. Hinzu kam der Verlust einer lukrativen Lizenz zur Herstellung von Disney-Prinzessinnen-Spielzeug von Mattel.

Die massive Kurskorrektur kommt bei Hasbro zwar nicht überraschend. Anleger sollten dennoch langfristig auf Abstand gehen; (B–).