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US-Berichtssaison gibt Gas

Trotz eines anhaltend herausfordernden Umfelds konnte der Konsumgütergigant Procter & Gamble (P&G) seinen Umsatz aus eigener Kraft im 2. Quartal um 4 % auf 21,4 Mrd. $ steigern. Dabei profitierten die Amerikaner auch von Preiserhöhungen. Unter dem Strich schrumpfte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn allerdings um 12 % auf 3,47 Mrd. $. Der Konzern begründete dies mit einer Wertminderung für Gillette-Produkte sowie höheren Restrukturierungskosten in nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen. Für das lfd. Geschäftsjahr hob P&G dennoch das untere Ende der prognostizierten Gewinnspanne an und rechnet nun mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 6,37 bis 6,43 $, nach 5,90 $ im Jahr zuvor. Organisch peilt das Unternehmen derweil nach wie vor ein Umsatzplus von 4–5 % an (2022/23: 82 Mrd. $).

P&G lässt man zunächst weiterlaufen; (B+).

Kurz vor der Abspaltung seiner Energietechnik-Sparte verzeichnet General Electric (GE) eine deutlich höhere Nachfrage in seinem Geschäft mit der Flugzeugindustrie. Konkret profitiert der Konzern zum einen vom Nachholbedarf vieler Fluggesellschaften nach der Corona-Krise, außerdem von Schwierigkeiten beim Rivalen Pratt & Whitney sowie von einem höheren Wartungsaufwand älterer Maschinen. Wartung und Ersatzteile machen 70 % des Umsatzes von GE in der Sparte aus. Insgesamt legte der Umsatz im vergangenen Jahr um 17 % auf gut 68 Mrd. $ zu. Der bereinigte Nettogewinn schnellte sogar um 79 % auf 5,66 Mrd. $ nach oben. Für das lfd.
1. Quartal visiert der Konzern ein hohes einstelliges Umsatzwachstum und einen Gewinn je Aktie von 60 bis 65 Cent an. Das „Startquartal“ markiert auch das letzte „seiner Art“ und das Ende einer Mischkonzern-Ära. Nach etlichen Abspaltungen will sich GE demnach nun ganz auf das Flugzeuggeschäft konzentrieren und benennt sich in GE Aerospace um.

GE dürfte nach der Neuaufstellung erst richtig Gas geben; (A–).

Der Telekomkonzern Verizon hat nach längerer Zeit ohne Kundenwachstum im Schlussquartal wieder zugelegt. Das Unternehmen verzeichnete in den letzten 3 Monaten des Jahres bei privaten Mobilfunkvertragskunden ein Plus von 318.000 Telefonanschlüssen. Allerdings konnten damit der wachsende Konkurrenzdruck und die anhaltenden Schwierigkeiten im US-Markt nicht wett gemacht werden. Im Gesamtjahr musste das Unternehmen einen Umsatzrückgang auf 133,97 (136,84) Mrd. $ verbuchen. Nach Steuern fiel der Gewinn mit 12,09 Mrd. $, nach 21,75
Mrd. $ im Vorjahr ebenfalls deutlich geringer aus. Beim Ausblick erwartet der Konzern 2024 einen bereinigten Gewinn je Aktie von 4,50 bis 4,70 $.

Auch wenn Verizon gerade wieder aufdreht, bleibt der Verkaufshinweis zunächst bestehen; (B–).

Netflix hat mit einem Zuwachs von über 13 Mio. Kunden im Schlussquartal die eigenen Erwartungen übertroffen. Der Streaming-Marktführer kommt nun auf rund 260,3 Mio. zahlende Kunden. Netflix hatte in den vergangenen Monaten bei Trittbrettfahrern durchgegriffen, die auf den Dienst mit Passwörtern von Freunden oder Familienmitgliedern zugriffen, mit denen sie nicht in einem Haushalt wohnen. Die Zahlen zeigen, dass die Rechnung von Netflix aufging und viele der betroffenen Nutzer dem Dienst treu bleiben, auch wenn es Geld kostet. Das zeigen auch die Zahlen zum Geschäftsjahr 2023: Der Umsatz legte auf 33,72 (31,62) Mrd. $ zu. Operativ erzielten die Amerikaner ein Ergebnis von 6,95 (5,63) Mrd. $ und auch nach Steuern konnte der Gewinn von 4,49 Mrd. $ im Vorjahr auf 5,41 Mrd. $ zulegen. Der rasante Wachstumskurs soll derweil auch im 1. Quartal fortgesetzt werden. Hier visiert das Unternehmen neben einem Umsatz von 9,24 (8,16) Mrd. $ einen Nachsteuergewinn von 1,98 (1,31) Mrd. $ an.

Bei Netflix schaltet man weiterhin nicht ab; (B+). 

Der Onlinehändler Ebay zieht sein Sparprogramm nochmals an und will knapp 1.000 Stellen oder gut 9 % seiner Belegschaft abbauen. „Wir machen zwar Fortschritte bei der Umsetzung unserer Strategie, aber unser Personalbestand und unsere Ausgaben haben das Wachstum unseres Geschäfts überstiegen“, so Geschäftsführer Jamie Iannone. Aus diesem Grund wolle man bestimmte Teams zusammenführen und konsolidieren, um u.a. die Bedürfnisse der Kunden auf der ganzen Welt besser zu erfüllen. Zusätzlich zum Stellenabbau wolle das Unternehmen in den kommenden Monaten auch die Anzahl der Verträge innerhalb seiner Belegschaft reduzieren, fügte Iannone hinzu. Im vergangenen Februar hatte der Onlinehändler bereits angekündigt, 500 Mitarbeiter weltweit entlassen zu wollen.

Zwar kamen die Einsparpläne bei Ebay zunächst gut an, reizvoll ist die Aktie jedoch nach wie vor nicht; (B).

Dank eines starken Medizintechnikgeschäfts sowie der Abspaltung der Konsumgütersparte erzielte Johnson & Johnson im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatzanstieg um 6,5 % auf gut 85 Mrd. $. Im fortgeführten Geschäft ging der Gewinn jedoch um knapp 19 % auf 13,3 Mrd. $ zurück. Grund war ein milliardenschwerer Vergleich um Körperpflegeartikel im vergangenen Frühjahr. Im lfd. Jahr soll der Erlös um 4,5 bis 5,5 % auf bis zu 88,6 Mrd. $ wachsen. J&J hatte sich im vergangenen Jahr von seinem Konsumgütergeschäft mit Marken wie Carefree und Neutrogena getrennt und es unter dem Namen Kenvue abgespalten. Der Hersteller will sich damit auf Produkte mit höheren Margen konzentrieren. Darüber hinaus steht dem Giganten mit dem künftigen Wegfall des Patentschutzes für das Schuppenflechte-Medikament Stelara in Europa zunehmende Konkurrenz durch Nachahmermittel bevor.

Bei J&J bleibt man weiterhin investiert; (B+).

Der Rückgang im Autogeschäft hat den Chipkonzern Texas Instruments im Schlussquartal ausgebremst. Entsprechend fiel auch im Gesamtjahr der Umsatz auf 17,52 (20,23) Mrd. $ zurück. Operativ stand mit 7,33 (10,14) Mrd. $ ebenfalls ein geringeres Ergebnis in der Bilanz. Nach Steuern ging der Gewinn derweil von 8,75 Mrd. im Vorjahr auf 6,51 Mrd. $ zurück. Für das lfd. Quartal wird TI nochmals vorsichtiger und stellt einen Umsatz zwischen 3,45 und 3,75 Mrd. $ in Aussicht.

Texas Instruments bleibt dennoch vorerst weiter auf der Watchlist; (B+).