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DAX auf Talfahrt

Anleger halten sich zurück

Die Hoffnungen auf Kursanstiege nach einem gelungenen Wochenstart haben sich nicht erfüllt. Der DAX fällt zum Wohenschluss zurück. Zinssorgen und Inflation haben die Märkte weiterhin im Griff. Insgesamt baute der dt. Leitindex zeitweise seine Verluste aus und sank zwischenzeitig bis auf 12.590 Punkte. Zu Wochenstart war der DAX zeitweise noch über die Marke von 12.900 Punkten geklettert. In der kommenden Woche wartet der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag als wichtiges Ereignis auf die Anleger. Angesichts der anhaltend hohen Inflation fürchten sie weitere deutliche Zinserhöhungen der Währungshüter. Mitentscheidend über die künftige Richtung am Aktienmarkt bleibt aber auch die aktuelle Berichtssaison.

Renault hat im 3. Quartal dank höherer Preise einen Umsatz von 9,8 Mrd. € erzielt. Bereinigt um das mittlerweile abgestoßene Russland-Geschäft legte der Umsatz um 20,5 % zu. Durch Preiserhöhungen nahm der französische Autobauer allein fast 1 Mrd. € ein, der Preiseffekt sei damit so stark wie nie gewesen. Der Absatz sank im abgelaufenen Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,4 % auf 481.000 Fahrzeuge. Die Branche hat noch immer mit Chipmangel und seit Russlands Krieges gegen die Ukraine mit steigenden Energie- und Rohstoffkosten zu kämpfen.

Wegen anhaltender Chip-Knappheit erwägt Toyota, das Produktionsziel von 9,7 Mio. Fahrzeugen für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr 2022/23 zu senken. Im kommenden Monat sollen 11 Produktionslinien in 8 inländischen Werken stillgelegt werden, was sich auf die Produktion einer Vielzahl von Fahrzeugen auswirke. Im kommenden Monat wolle der Branchenprimus weltweit etwa 800.000 Fahrzeuge ausliefern. Die Auslieferung lägen damit etwa 100.000 Einheiten unter dem durchschnittlichen monatlichen Produktionsplan für September bis November, den Toyota Ende September bekanntgegeben hatte.

Die US-Regierung erwägt informierten Kreisen zufolge, einige Geschäfte des Starunternehmers Elon Musk einer Prüfung wegen nationaler Sicherheitsaspekte zu unterziehen. Medienberichten zufolge soll auch die geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter dazugehören, wie  eine mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet haben soll. Das Satelliten-Internetnetzwerk Starlink von Musks Raumfahrt-Firma SpaceX sei ebenfalls darunter. Offenbar sind die US-Behörden besorgt, weil Musk – wie zuletzt angedroht – die Finanzierung des Starlink-Netzes für die Ukraine stoppen könnte.

Computer-Urgestein IBM hat den Umsatz im 3. Quartal trotz eines schwierigen Marktumfelds deutlich gesteigert und die Analystenschätzungen damit übertroffen. Auch das Zahlenwerk von Telekomriese AT&T kam sehr gut an. Vor allem das Kundenwachstum fiel höher aus als erwartet, so dass Firmenchef John Stankey in diesem Jahr nun mit einem Gewinn von mindestens 2,50 $ je Aktie rechnet nach bisher 2,46 bis 2,48 $.

Trotz hoher Inflation und weltweiter Konjunktursorgen hat der E-Autobauer Tesla den Gewinn im 3. Quartal kräftig gesteigert. Unterm Strich verdiente Tesla in den 3 Monaten bis Ende September 3,29 Mrd. $ und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Die Erlöse nahmen um 56 % auf den Rekordwert von 21,45 Mrd. $ zu, blieben aber unter den Markterwartungen.

Der Sportartikelkonzern Adidas muss seine Gewinn- und Umsatzerwartungen zum 2. Mal innerhalb von 3 Monaten zurückschrauben. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft werde in diesem Jahr nur noch bei 500 Mio. € liegen, teilte die Nummer zwei auf dem Weltmarkt mit. Das wäre ein Rückgang um zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr – und 800 Mio. € weniger als noch im Juli erwartet. Dabei spielen auch Einmalaufwendungen von rund 500 Mio. € eine Rolle, unter anderem wegen des Rückzugs aus Russland. Der Umsatz werde in diesem Jahr nur um etwa 5 % wachsen, statt des bisher anvisierten Anstiegs von 5 bis 9 %. 

Das Geschäft der einst explosiv wachsenden Foto-App Snapchat legt kaum noch zu. Mit einem Umsatzplus von 6 % auf 1,13 Mrd. $ verbuchte die Betreiberfirma Snap im vergangenen Quartal ihr bisher langsamstes Wachstum. 

Der Autobauer Mercedes-Benz hat den im August angekündigten Einkauf von Lithium beim deutsch-kanadischen Startup Rock Tech Lithium besiegelt. Eine Liefervereinbarung über jährlich 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid ab 2026 sei unterzeichnet worden, teilte Mercedes mit. Das sei genug Rohstoff für Batterien von rund 150.000 Elektroautos.

Der Batteriehersteller Varta ist in die Verlustzone gerutscht. Im 3. Quartal sei ein Ebitda-Verlust von –2,5 Mio. € aufgelaufen. Ein Jahr zuvor hatte noch ein operatives Ergebnis von 70,2 Mio. € zu Buche gestanden. Grund für die Lage seien sehr hohe Rohstoff- und Energiepreise, die sich vor allem im wachsenden Geschäft mit Haushaltsbatterien niederschlügen. In der Mikrobatterien-Sparte, die höhere Margen habe und weniger Material brauche, verzögerten sich dagegen Kundenprojekte. Das habe den Umsatz zwischen Juli und September um 14 % auf 194 Mio. € gedrückt. Ende September hatte Varta bereits die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gekippt. Nach 9 Monaten liegt der Umsatz mit 571 Mio. € 8 % unter Vorjahr, das bereinigte Ebitda ist um fast zwei Drittel auf 66 (182,5) Mio. € eingebrochen.