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Eindrücke vom EK-Forum

Spezial – Teil 2

Auch in diesem Jahr muss das Eigenkapitalforum aufgrund der Covid-19-Pandemie virtuell stattfinden. Damit büßt natürlich auch diese Großveranstaltung ihren eigentlichen Charme ein. Denn Sehen und Gesehenwerden, informelle Gespräche beim Essen oder auf den Wegen zwischen den Konferenzsälen lassen sich nicht im Internet simulieren. Dennoch bieten auch die Onlinevorträge eine gute Möglichkeit, um sich einen guten Überblick über die verschiedenen Unternehmen zu verschaffen.

Noratis AG 

Als einer der führenden Bestandsentwickler von Wohnimmobilien in Deutschland legt die Noratis AG den Fokus beim Einkauf insbesondere auf Objekte aus der Nachkriegszeit, bei denen mit Blick auf den oft hohen Instandhaltungsrückstau und veraltete Technik durch die Entwicklung hohe Werte gehoben werden können. Von Vorteil ist dabei, dass alle Themen mit eigenem Personal abgedeckt werden können. Das Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum anzubieten und dennoch gutes Geld zu verdienen.
Wichtig war dem Vorstand der Hinweis, dass über 90 Prozent der Objekte ihre Kapital- und Betriebskosten beim Ankauf decken, was den Cashflow schont. Obendrauf kommt nur noch die Entwicklung der Immobilie. Beim Ankauf setzt der Vorstand gerne auf Immobilien in B/C/D-Lagen, die relativ günstig erworben werden können, gerne auch im Speckgürtel von kleineren Städten. Da sind selbst bei einer Durchschnittsmiete von etwas über 6 Euro/qm noch gute Renditen möglich.
Noratis positioniert sich inzwischen als Bestandshalter und in der Projektentwicklung und versucht, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Auf der einen Seite werden ausschließlich Immobilien erworben, die schon Cashflows produzieren und ihre Betriebs- und Kapitalkosten erwirtschaften. Auf der anderen Seite werden Projekte realisiert, aber dank des laufenden Cashflows ohne das Risiko eines klassischen Projektentwicklers. Künftig sollen entwickelte Objekte verstärkt in den Bestand überführt werden, wenn sie die Renditeziele erfüllen.
Das große Thema im vergangenen Jahr war der Einstieg der Merz-Gruppe als Ankerinvestor. Als Finanzinvestor hat sie bis 2024 insgesamt 50 Mio. Euro an Eigenkapital zugesichert, wovon 14 Mio. Euro bereits geflossen sind. Es gibt also noch Potenzial von 36 Mio. Euro an zusätzlichem Eigenkapital, mit dem das schon geplante Wachstum umgesetzt werden kann. Der Vorstand sieht die Erwartungen in die Partnerschaft voll erfüllt. Die Merz-Gruppe hält aktuell knapp 50 Prozent der Anteile. Eine Kapitalerhöhung, um noch stärker wachsen zu können, ist möglich. Auf diese Weise könnte auch der Streubesitz von derzeit 45 Prozent ausgebaut werden.
Einen FFO weist Noratis noch nicht aus. Dies soll erst erfolgen, wenn mehr Bestand aufgebaut ist. Zum ersten Halbjahr 2021 beliefen sich die annualisierten Mieteinnahmen auf rund 16 Mio. Euro. In der Bilanz gibt es auch stille Reserven von mehr als 40 Mio. Euro, da bisher alle Immobilien im Umlaufvermögen gebucht sind. Diese sollen künftig durch Verkauf oder Umbuchung in den Bestand gehoben werden.
Das Marktumfeld bewertet der Vorstand sehr positiv. Es gibt eine sehr starke Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und ein riesiges Potenzial an einem alternden Immobilienbestand, in den investiert werden muss, also genug attraktive Einkaufsmöglichkeiten. Die Corona-Krise trifft Noratis nicht, da sich kaum Gewerbeimmobilien im Portfolio befinden. Das Geschäftsmodell ist sehr solide.
Dies zeigt sich auch in den Zahlen. Das Ergebnis war 2020 nur deshalb niedriger, weil bewusst auf Verkäufe verzichtet wurde, um den Bestand schneller aufzubauen. Im ersten Halbjahr 2021 gab es wieder einige größere Verkäufe, das Ergebnis wird im laufenden Jahr wieder deutlich steigen, zumal zum Jahresende mit der Umbuchung von Objekten ins Anlagevermögen stille Reserven gehoben werden.
Den NAV sieht der Vorstand zumindest bisher nicht als zentrale Kennzahl, da Noratis noch kein Bestandshalter ist. Dennoch wird die Zahl veröffentlicht. Im Geschäftsjahr 2020 erhöhte sich der NAV der Aktie vor allem durch Neubewertungen auf 22,80 (Vj. 19,60) Euro. Dazu kommt aber noch die Entwicklungsplattform. Es gibt die Aktie also mit Discount zum NAV und die Entwicklungsplattform noch on top „geschenkt“. Das klingt auch aus Sicht des Verfassers nach einer attraktiven Bewertung. Noch findet die Aktie an der Börse keine große Beachtung.


Helma Eigenheimbau 

Helma sieht sich als einer der führenden Anbieter von individuellen Einfamilienhäusern, aber auch Reihenhäusern und Geschosswohnungsbau sowie Ferienimmobilien, letzteres ist inzwischen sogar ein ziemlich großer Bereich, als einen Profiteur der aktuellen Immobilien-Megatrends. Aktiv ist das Unternehmen in den großen deutschen Städten und den Metropolregionen. Damit ist es auch kein Problem, dass Stadtbewohner, verstärkt durch die Corona-Krise, ins Umland ziehen. In aller Regel bleiben sie im Speckgürtel. Gebaut wird auf jeden Fall weiter, der Trend ist intakt.
Als großer Vorteil erweist sich aus heutiger Sicht, dass Helma in den letzten Jahren viel Geld in Grundstücke investiert hat. Janssen sieht deshalb kein Problem, in den kommenden Jahren die geplanten Projekte zu realisieren. Gebaut wird aber auch auf Grundstücken, die die Kunden schon „mitbringen“. Das Unternehmen verfolgt ambitionierte Wachstumsziele. Der Umsatz soll ausgehend von 273 Mio. Euro im Jahr 2020 auf über 400 Mio. Euro ausgeweitet und das EBT im gleichen Zeitraum auf 40 Mio. Euro fast verdoppelt werden.
Das erste Halbjahr 2021 entwickelte sich sehr positiv. Die Auftragseingänge erhöhten sich um über 70 Prozent auf fast 200 Mio. Euro. Auch bei Umsatz und Ergebnis ging es stark voran. Im ersten Halbjahr wurde bereits ein Ergebnis je Aktie von 2,17 (Vj. 1,13) Euro erwirtschaftet. Die Guidance für 2021 wurde vor kurzem erhöht. Der Umsatz soll jetzt 325 Mio. Euro (vorher 300 bis 310 Mio. Euro) betragen und das EBT 27 Mio. Euro statt bisher 25 bis 26 Mio. Euro.
Gefragt wurde nach den Auswirkungen der steigenden Rohstoffpreise. Die sieht der Vorstand als gering an. Er verwies auf die vielen langjährigen Partner und gute Kontakte zum Handel und den Herstellern. Auf den Baustellen wird weitgehend normal weitergearbeitet. Die höheren Rohstoffpreise werden zunehmend durchschlagen. Die Häuser können dann aber auch teurer verkauft werden. Corona hatte sogar einen eher positiven Effekt, da viele Menschen in der Krise entschieden, ihren Traum vom Eigenheim mit Garten zu realisieren.
Eine der wesentlichen Größen in der Bilanz sind die Vorräte, in denen die Grundstücke enthalten sind. Diese sind mit ihrem Ankaufswert von 217 Mio. Euro bilanziert, da es auch nach IFRS keine Möglichkeit gibt, sie zu Marktwerten zu bilanzieren. Nachdem die Grundstücke im Schnitt vor vier Jahren angekauft worden sind und die Grundstückspreise sich in den betreffenden Regionen seither um 60 bis 90 Prozent erhöht haben, sieht der Vorstand erhebliche stille Reserven, die mit der Umsatzrealisierung in den kommenden Jahren sukzessive gehoben werden.
In letzter Zeit konnten auch noch weitere Grundstückskäufe gesichert werden. Und allein auf Basis der bereits getätigten Grundstückskäufe sieht der Vorstand für die nächsten sechs Jahre ein Umsatzpotenzial von 1,8 Mrd. Euro, also 300 Mio. Euro p.a. Dazu kommen noch 125 Mio. Euro p.a. aus dem Geschäft, für das keine eigenen Grundstücke benötigt werden. Also selbst ohne den Ankauf weiterer Grundstücke ergäbe sich ein Umsatzpotenzial von 425 Mio. Euro p.a. mindestens für die nächsten sechs Jahre. Daraus ergibt sich, konservativ formuliert, die Guidance.
Die Aktie sieht der Vorstand vor diesem Hintergrund als unterbewertet an. Mit aktuell etwas mehr als 60 Euro hat sie nur wieder das Niveau aus 2016 erreicht. Die Marktkapitalisierung liegt bei 260 Mio. Euro. Bei einem erwarteten EBT von 40 Mio. Euro müsste es tatsächlich mehr sein, zumal es aus heutiger Sicht nach einer nachhaltigen Entwicklung aussieht. Gebaut wird sicherlich noch auf Sicht von vielen Jahren. Nach Meinung des Vorstands würde ein Kurs von über 100 Euro dem Potenzial des Unternehmens mehr gerecht werden.

ADVA Optical Networking SE

Aktuell läuft bei ADVA Optical das Tauschangebot des US-Konzerns Adtran. Die Angebotsfrist läuft nach Erteilung der entsprechenden Genehmigungen bis zum 12.01.2022. Gegebenenfalls gibt es noch eine weitere 14-tägige Nachfrist, sofern die Angebotsbedingung mit einer Andienungsquote von 70 Prozent des Grundkapitals erreicht wird. 
Nach Vorstandseinschätzung ist die vorgesehene Transaktion strategisch auch für ADVA sehr sinnvoll, da sich beide Unternehmen sowohl im Bereich der angebotenen Dienstleistungen und Produkte als auch in der weltweiten Aufstellung und der Adressierung der Märkte sehr gut ergänzen. So liegt der Anteil des Amerika-Geschäfts bei Adtran bei 73 Prozent, während dieser bei ADVA lediglich rund 28 Prozent ausmacht. Auch sind erhebliche Synergiepotenziale vorhanden, die im Zuge des Zusammengehens gehoben werden sollen. Der Vorstand erwartet hier ein gesichertes Synergiepotenzial von 52 Mio. Euro, welches durch die Ersparnis von nicht benötigten doppelten Strukturen usw. realisiert werden soll und auch realisiert werden kann. Im Optimalfall ist ein Synergievolumen von bis zu 120 Mio. Euro möglich.
Vor diesem Hintergrund ist das Management vom vorliegenden Angebot überzeugt und zeigt sich auch einigermaßen optimistisch, dass die erforderlichen Angebotsbedingungen mit der Annahmequote erreicht werden können. Im Erfolgsfall ist mit einem Vollzug der Transaktion im Q2 oder Q3 des Jahres 2022 zu rechnen. Die Hauptversammlung bei Adtran wird im Dezember 2021 um Zustimmung gebeten. Angesichts des gebotenen Abfindungspreises von 14,98 Euro erscheint die Aktie mit derzeit rund 13 Euro noch moderat bewertet, so dass hier eine „Einreichung“ durchaus eine Option darstellt. Historisch betrachtet ist der Angebotspreis ein Kursniveau, das zuletzt davor im Jahre 2001 zu verzeichnen gewesen ist. Für auf Übernahmesituationen spezialisierte Investoren kann sich eine Andienung und dann ein späterer Rückkauf anbieten.


Berentzen-Gruppe AG 

Das Getränkeunternehmen Berentzen blickt auf eine insgesamt 250-jährige Historie zurück und ist in den drei Geschäftsbereichen Spirituosen, alkolholfreie Getränke und Frischsaftsysteme tätig. Dank dieser breiten Aufstellung ist man nach Vorstandseinschätzung auch ganz gut durch die COVID-19-Pandemie gekommen. Einschränkungen insbesondere im Freizeitbereich haben jedoch selektiv zu Rückgängen im Segment Spirituosen geführt. In 2021 hat sich eine Besserung der Situation abgezeichnet. Zudem hat man auch mit einer selektiven geographischen Expansion in angrenzende Märkte wie etwa Benelux und die Schweiz, aber auch Mittelosteuropa wie Tschechien, Slowakei usw. begonnen. Weitere Wachstumsimpulse erwartet der Vorstand auch von Aktionen wie etwa dem Co-Branding von Produkten etwa mit bekannten Künstlern, die eine entsprechende Spirituose unter ihrem Namen oder mit ihrem Namen lancieren und bei denen man auf die zum Teil sehr hohe Fan- und Follower-Base abzielt.
Neben Volumenwachstum wird auch die Verbesserung der Ergebnissituation weiter vorangetrieben. Dies soll durch einen höheren Anteil von eigenen Produkten im Bereich der alkoholfreien Getränke erreicht werden. Mit der erfolgreichen Markteinführung der eigenen Limande „mio mio“, die nun auch verstärkt im Ausland vertrieben werden soll, ist man hier bereits einen guten Schritt vorangekommen. Dennoch war das Segment bislang eher durch Umsätze als Serviceanbieter für Dritte (etwa den inzwischen ausgelaufenen Abfüllungsauftrag für Pepsi mit rund 12 Mio. Euro Jahresumsatz) gekennzeichnet. In 2022 ist der Start des Produktes „Kräuterbraut“, einer kräuterbasierten Limonade, sozusagen „mio mio 2.0“, geplant. Weiteres Wachstum verspricht man sich auch im Bereich der Frischsaftsysteme. Dies ist ein sehr interessantes Angebot für den Handel und anderer Retailer zur Aufwertung des eigenen Angebots. Zudem ist derzeit in der Getränkeindustrie der Trend zu beobachten, dass man in Systeme investiert oder diese übernimmt, wie zuletzt PepsiCo im Fall Sodastream.
Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass eine Guidance für das Jahr 2022 nach Vorlage des Abschlusses 2021 erfolgen wird. Perspektivisch sieht man sich auf einem guten Weg und rechnet damit, wieder Bereiche einer EBIT-Marge von 6 Prozent zu erreichen, mittelfristig und durch den wachsenden Anteil margenstarker Eigenprodukte im Bereich der nicht alkoholischen Getränke ist in einem eingeschwungenen Zustand auch eine EBIT-Marge in Richtung 8 Prozent machbar. Auf der Umsatzseite rechnet man mit weiteren Zuwächsen und will dort erklärtermaßen schneller als der Markt wachsen. Bei Kursen im Bereich von 6,50 Euro wird die Aktie mit einem erwarteten 2022er-KGV von rund 18 und einer zu erwartenden Dividendenrendite im Bereich von 2,7 Prozent bewertet, so dass insbesondere an „schwachen Börsentagen“ und Kursen im Bereich von um die 6 Euro ein näherer Blick lohnen könnte.


SLM Solutions Group 

Der Hersteller von Produktionsanlagen für die „additive Fertigung“ befindet sich seit einiger Zeit in einer Restrukturierung, welche inzwischen gewisse Erfolge zeitigt. Bisher „leidet“ man im Bereich der additiven Fertigung (3D-Druck usw.) etwas darunter, dass dieser technologische Ansatz zwar sehr viele Einsatzmöglichkeiten hat und man auch technisch ansonsten nicht herstellbare Werkstücke erzeugen kann, man bei der Fertigungsmenge jedoch zumeist auf kleine Stückzahlen und Kleinserien beschränkt gewesen ist, da die zur Verfügung stehenden Maschinen keine größeren Mengen ermöglicht haben. Hier ist es SLM aber inzwischen gelungen, mit der neuen Maschinenserie SLM NXG II 600 (mit 12 Lasern) eine deutliche Weiterentwicklung zu schaffen, so dass nun erstmals auch der Einstieg in eine Massenproduktion möglich wird. Der Einsatz von additiven Fertigungsmethoden auch in der Massenproduktion ist nach Einschätzung des SLM-Managements ein „Game Changer“ für die Industrie und führt zu deutlich steigender Nachfrage aus der Industrie nach entsprechenden Maschinen.
Von dieser Entwicklung wollen auch die Lübecker entsprechend profitieren. Für das aktuelle Geschäftsjahr wird mit einem Umsatz in einer Größenordnung von 71 Mio. Euro gerechnet, in 2022 soll bereits die 100-Mio.-Euro-Marke erreicht und beim EBITDA auch der Break-Even geschafft werden. Das erwartete überproportionale Wachstum wird daran deutlich, dass bis zum Jahr 2026 eine Verfünffachung beim Umsatz gegenüber dem 2021er-Niveau auf dann 350 Mio. Euro erreicht werden soll. Auf Nachfrage des Verfassers wurde keine EBITDA-Margen-Guidance für das Jahr genannt, es wird aber eine „im Vergleich zu anderen Industrien übliche Margengrößenordnung“ angestrebt. Insbesondere risikoaffin ausgerichtete Investoren sollten hier die weitere Entwicklung und insbesondere das Erreichen des Break-Even im Auge behalten. Sofern sich abzeichnet dass die mittelfristige Entwicklung wie vom Unternehmen geplant eintritt, dürfte hier auf Sicht noch Kurspotenzial bestehen.


Francotyp-Postalia Holding 

Schwerpunkte des wie üblich sehr komprimierten CEO-Vortrags bildeten das Geschäftsmodell, das Transformationsprogramm FUTUTE@FP sowie nähere Details und aktuelle Entwicklungen zu einigen Produkten bzw. Lösungsangeboten. Bei der digitalen Signaturlösung FP Sign, die 2020 kaum von den durch die Corona-Eindämmungsmaßnahmen günstigen Rahmenbedingungen profitieren konnte, konnte der Umsatz ausgehend von dem sehr niedrigen Vorjahresniveau in 2021 gesteigert werden. Nachdem man hier inzwischen auf der Produktseite deutlich dazugelernt hat und seine Hausaufgaben macht, ist man für die weitere Entwicklung zuversichtlich. Neben FP Sign wurden bzw. werden insbesondere die Frankierlösung FP Parcel Shipping sowie das Analyse- und Reporting-Tool für Frankiersysteme Vision 360 in diesem und im kommenden Jahr sukzessive in den USA und UK sowie in weiteren Märkten eingeführt. Dadurch verbreitert sich die Angebotspalette für die Kunden entsprechend, wovon man sich positive Effekte erhofft.
Da die Entwicklung im aktuellen Jahr besser als erwartet verlief, konnte die Guidance jüngst zum zweiten Mal vor allem ertragsseitig deutlich angehoben werden. So wird nun bei einem Konzernumsatz von 198 bis 201 (bisher 192 bis 200) Mio. Euro ein EBITDA von 17 bis 18 (12 bis 16) Mio. Euro entsprechend einer Marge von 8,5 bis 9,1 (6 bis 8) Prozent in Aussicht gestellt. Angesichts des per 9M/2021 bereits ausgewiesenen EBITDA von 15,2 Mio. Euro erscheint dies auf den ersten Blick konservativ. Hier wurden jedoch erhöhte Aufwendungen in Q4 für das neue ERP-System und Produktentwicklungen berücksichtigt.
Im laufenden Jahr sind die Logistik- und Transportkosten zwar deutlich gestiegen, insgesamt sieht der CEO aber bisher keine nennenswerten Beeinträchtigungen auf der Beschaffungsseite. In 2022 soll neben der „2. Welle“ von Restrukturierungsmaßnahmen auch die Umstellung auf das neue ERP-System umgesetzt werden, insofern wird auch das kommende Jahr durch den Transformationsprozess geprägt sein.
Mit Wirkung per Ende August 2022 steigt die Deutsche Telekom aufgrund der nachhaltig massiv unter den seinerzeitigen Erwartungen gebliebenen Nutzerzahlen aus dem „toten Gaul“ De-Mail aus. Neben der United Internet AG bietet auch die FP-Tochter Mentana Claimsoft den Dienst weiter an. Der FP-CEO berichtete hier erstaunlicherweise von einem wachsenden kundenseitigen Interesse, daher wird der Dienst weiterhin angeboten, man sieht in der veränderten Marktsituation Chancen. Offen ist derzeit noch, was mit dem bisherigen DE-Mail-Kundenstamm der Deutschen Telekom geschieht.
Anlässlich der kürzlich publizierten Neunmonatszahlen befindet sich ein Research-Update von GSC in Vorbereitung.


Aumann AG 

Die in Beelen (Münsterland) ansässige Aumann AG (40-prozentige Tochter der MBB SE) ist im Bereich der E-Mobilität aktiv und bietet dort verschiedene Produktionsanlagen und maßgeschneiderte Lösungen für OEMs und Autohersteller. Aktuell erzielt Aumann bereits gut 60 Prozent seiner Umsatzerlöse aus dem Bereich E-Mobilität und will hier noch weiter wachsen. Dabei profitiert man vom anhaltenden Megatrend in diese Richtung, zumal das Thema E-Mobilität bei den Verbrauchern zunehmend positiv besetzt ist. Die großen deutschen Hersteller von Fahrzeugen, die allesamt zu den Kunden von Aumann gehören, planen bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 50 bis 100 Prozent von E-Fahrzeugen. Beim Erreichen der Ziele will Aumann die Kunden unterstützen und sieht hier perspektivisch erhebliche Wachstumschancen, da die bestehenden Kunden zumeist noch nicht über die erforderlichen Produktionskapazitäten verfügen, um diese Ziele zu erreichen.
Aktuell sieht sich das Management mit einem auf 120,6 Mio. Euro – plus 71 Prozent – gestiegenen Auftragseingang nach neun Monaten in 2021 auf einem guten Kurs. Für das Gesamtjahr wird mit einem Umsatz im Bereich von 160 Mio. Euro gerechnet, die erwartete Bandbreite auf der Ergebnisseite bewegt sich bei einem EBITDA von minus 4 bis plus 4 Mio. Euro. In den kommenden Jahren wird mit weiteren Zuwächsen gerechnet. Die Guidance für 2022 soll mit Vorlage der 2021er-Zahlen bekanntgegeben werden. Eine darüber hinausreichende Guidance ist bisher nicht veröffentlich worden, das Management erwartet aber weiteres Wachstum, zumal man auch in den Bereichen Batteriesysteme und Wasserstoffantrieb inzwischen über marktgängige Anlagen verfügt, die von Kunden auch nachgefragt werden. Gewisse Margenthemen ergeben sich kurzfristig bei in 2020 und Anfang 2021 abgeschlossenen Verträgen, da man die deutlichen Materialpreisanstiege seinerzeit noch nicht in dem Maße vorhergesehen hat. Das Thema Materialpreise und Supply Chain besitzt hohe Aufmerksamkeit beim Management. Neben organischem Wachstum sind auch in der Zukunft durchaus weitere anorganische Wachstumsschritte denkbar, wie bereits in der Vergangenheit praktiziert. Mit vorhandenen liquiden Mitteln und Zahlungsmitteläquivalenten in Höhe von rund 94 Mio. Euro sieht sich der Vorstand hier gut positioniert. Risikoaffinere Investoren können beim aktuellen Kurs von rund 14,30 Euro durchaus einmal einen Blick auf die Aumann-Aktie werfen.