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Neues von der IAA Transportation

Die Stimmung in der Autoindustrie ist gemischt. Während die Pkw-Hersteller die schlechtesten Verkaufszahlen seit 30 Jahren verzeichnen, herrscht bei den Nutzfahrzeugherstellern Hochstimmung. Dies wurde auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover eindrücklich unter Beweis gestellt. Über 1.400 Aussteller aus 42 Ländern zeigten auf dem Messegelände ihre großen und kleinen Neuheiten. Viele Firmen freuen sich über volle Auftragsbücher und vertretbare Wartezeiten. Die Logistikbranche und somit auch die entsprechenden Nutzfahrzeuge-Hersteller befinden sich dabei mitten im Umbruch. Wo heute noch der Diesel dominiert, soll bald der Elektroantrieb Einzug halten. Die Zahl der Neuheiten ist entsprechend groß.

  • Bereits im Vorfeld der Messe hat Daimler-Truck-Chef Martin Daum angekündigt: „Wir sind in den USA bis März nahezu ausverkauft, in Europa bis Mitte nächsten Jahres.“ Auf der IAA stellte das Unternehmen seinen neuen E-Lkw „eActros“ vor. Den Antrieb des Fernverkehr-Trucks übernehmen zwei E-Motoren mit einer Dauerleistung von gemeinsam 400 kW/544 PS, kurzzeitig sind 600 kW/816 PS möglich. Ihre Energie beziehen sie aus drei Akku-Packs mit insgesamt 600 kWh Kapazität, die Reichweite ist mit 500 Kilometern angegeben. Die Batterien sollen an einer Ladesäule mit rd. einem Megawatt Leistung innerhalb von deutlich weniger als 30 Minuten bis 80 % geladen sein. Die Serienproduktion ist ab 2024 in einem Werk in Rheinland-Pfalz geplant.

Die Brummi-Aktie (vgl. 33/22: Kurs 28,67, akt. 24,43; –15 %) dürfte mit den vollen Orderbüchern im Gepäck bald stärker Fahrt aufnehmen; (A–).

  • Daimler arbeitet außerdem bereits seit Längerem in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Volvo Trucks beim Thema Wasserstoff-Brennstoffzelle zusammen, um über ein Joint Venture ein Hochleistungs-Ladenetz für schwere Lkw und Reisebusse in Europa aufzubauen. Auf der IAA hat Volvo eine neue vollelektrische Hinterachse vorgestellt. Die neue E-Achse ermöglicht durch die Integration der Elektromotoren und des Getriebes in die Hinterachse mehr Platz für Batterien im Lkw. Schließlich bedeutet mehr Platz für Batterien mehr potenzielle Reichweite. Die Schweden wollen „in einigen Jahren“ mit der Serienproduktion von Lkw mit der neuen E-Achse beginnen. Volvo Trucks hat zurzeit sechs batterie-elektrische Lkw auf dem Markt. Diese bereits in Produktion befindlichen Lkw sollen weitergeführt werden. In einigen Jahren werde man dann „die neue E-Achse“ ergänzen.

Volvo Truck (akt. Kurs: 160,52 SEK) hat bei alternativen Antriebsvarianten die Nase vorn und ist eine klare Kaufposition; (A–).

Auch Traton mit der Tochter MAN forciert die Elektrooffensive und war mit interessanten Neuheiten am Start (vgl. S.8).

  • VW feierte bei den Transportern die Premiere des ID.Buzz Cargo – die Cargo-Variante des Elektro-Bullis. Die ersten Fahrzeuge sollen bereits in kommenden Monat ausgeliefert werden. Laut Vertriebsvorstand Lars Krause ist die Nachfrage groß, bisher stehen bereits 13.700 ID.Buzz in den Orderbüchern.

Auch abseits des anstehenden Porsche-IPOs kann VW (vgl. ES 38/22: Vz.-Kurs 149,68, akt. 140,06; –6 %) punkten; (A–).

  • Der US-Konzern Ford ist auch dank seines vielfältigen Angebots mit seiner Transit-Custom-Baureihe seit sieben Jahren die Nr. 1 im europäischen 1-Tonnen-Segment. Jetzt wurde der Bestseller überarbeitet und die Produktpalette um ein vollelektrisches Modell und um einen Plug-in-Hybriden erweitert. Während das reine Elektromodell mit einer Reichweite von 380 Kilometern und Schnellladefähigkeiten von bis zu 125 kW punkten will, generiert der Plug-in aus seinem 11,8 kW/h großen Akku knapp 60 Kilometer rein elektrische Strecke und hat zusätzlich einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor für mehr Reichweite auf längeren Strecken an Bord.

Ford (akt. Kurs: 11,99 $) erscheint mit einem akt. Börsenwert von 48,2 (Umsatz 2021: 136) Mrd. $ und einem KBV von 0,99 eindeutig unterbewertet. Hier bleibt man angeschnallt; (B+).

  • Auch Brennstoffzellen-Lkw waren in Hannover zu sehen. Die Firma Quantron stellte ihren ersten Wasserstoff-Truck mit einer Reichweite von 700 Kilometern vor. Er enthält eine von Ballard Power Systems neu entwickelte 120-kW-Brennstoffzelle. Diese und die Wasserstofftanks sind im Chassis verbaut. Mit einem speziellen Kostenmodell sollen Spediteure angelockt werden: Sie bezahlen nur die Nutzung des Fahrzeugs nach Kilometern und den dafür notwendigen Wasserstoff. Das Quantron-Management geht davon aus, dass bereits ab 2024 oder 2025 geht der Diesel pro Kilometer wahrscheinlich mehr kostet als Wasserstoff.

Ballard Power (akt. Kurs 8,99 CAD) sendet derzeit noch kein Kaufsignal; (B).