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US-Berichtssaison 2.0

Das Ende der Corona-Sonderkonjunktur sowie die Folgen eines Tarifstreits haben dem Logistikkonzern UPS auch das 3. Quartal verhagelt und das Management veranlasst, die Jahresziele anzupassen. Der Umsatz ging im Q3 insgesamt um 12,8 % uf 21,1 Mrd. $ zurück. Das operative Ergebnis brach dabei sogar um 48,7 % auf 1,3 Mrd. $ ein und der bereinigte Gewinn je Aktie sackte auf 1,57 (2,99) $. Für 2023 erwartet der Konzern noch Erlöse von 91,3 bis 92,3 Mrd. $. Bisher wurden 93,0 Mrd. $ anvisiert. Die bereinigte operative Gewinnmarge soll nun zwischen 10,8 und 11,3 (bisher: rd. 11,8) % landen.

UPS lädt derzeit nicht zum Einstieg ein; (B). 

Trotz eines Umsatzrückgangs im 3. Quartal hat der mittlerweile nur noch in den USA gelistete Industriegasekonzern Linde seine Jahresziele nach oben geschraubt. Vor allem die Anlagenbau-Sparte entwickelte sich schwächer. Zwischen Juli und September setzte der amerikanisch-deutsche Konzern wechselkursbereinigt mit 8,16 Mrd. $ 7 % weniger um. Dank durchgesetzter Preiserhöhungen kletterte der bereinigte Gewinn hingegen um 15 % auf 1,57 Mrd. $. Für das Gesamtjahr rechnet das ehemalige DAX-Mitglied beim EPS mit 14,00 bis 14,10 $, was einem Anstieg von 14 bis 15 % entspricht. Bisher wurden 13,80 bis 14,00 $ anvisiert.

Langfristig bleibt Linde eine mehr als gute Halteposition; (B+). 

Das Coronamedikament Molnupiravir von Merck & Co verkaufte sich im 3. Jahresviertel besser als erwartet und schob den Konzernumsatz auf 15,96 (14,96) Mrd. $ an. Allein die Erlöse der COVID-19-Arznei zogen um ganze 47 % an. Aber auch die Krebsimmuntherapie Keytruda und der HPV-Impfstoff Gardasil entwickelten sich erfreulich. Mit einem bereinigten EPS von 2,13 (1,85) $ übertraf der Konzern zudem die Markterwartungen. Auf Gesamtjahressicht bleibt der Vorstand optimistisch und rechnet nun für 2023 mit Erlösen von 59,7 bis 60,2 Mrd. $, nachdem zuvor 58,6 bis 59,6 Mrd. $ erwartet wurden.

Den jüngsten Kursrücksetzer nutzt man bei Merck & Co zum Einstieg. Langfristig überzeugt die breite Produktpipeline des Konzerns; (A–).

Der Entwickler, Hersteller und Vermarkter von medizinischen Geräten, Boston Scientific, konnte sein Wachstum im Q3 weiter fortsetzen und den Umsatz auf 3,53 (3,17) Mrd. $ steigern. Operativ stand er mit 693 (358) Mio. $ deutlich mehr in den Büchern. Auch der Nettogewinn vervielfachte sich auf 504 (188) Mio. $. Dank der anhaltend starken Nachfrage hat das Management die Guidance für das Gesamtjahr nochmals bestätigt. Sie sieht ein Erlöseplus von 11 % vor, nach 12,7 Mrd. $ im Vorjahr.

Boston Scientific kam zuletzt wieder etwas zurück. Das aktuelle Kursniveau lädt zum Einstieg ein; (A–). 

Auch im 3. Quartal zeigten sich die Mastercard-Kunden ausgabefreudig. Der Kreditkartenanbieter steigerte seinen Nettoumsatz demnach um 14 % auf 6,5 Mrd. $. Konzernangaben zufolge hätten Kunden weiterhin viel Geld für Reisen, Einkäufe und Unterhaltung ausgegeben. Der Quartalsgewinn wuchs dabei auf 3,2 (2,5) Mrd. $.

Mastercard behält man langfristig im Depot; (B+). 

Der Fastfood-Konzern McDonald‘s hat im 3. Quartal stärker zugelegt als erwartet. So stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 14 % auf knapp 6,7 Mrd. $. Die Burger-Kette profitierte u.a. von Preiserhöhungen und Werbekampagnen. Dennoch verzeichnete McDonald‘s im abgelaufenen Quartal damit das bislang schwächste Wachstum in diesem Jahr. Das Management hatte bereits im Juli mit Blick auf die hohe Inflation und steigende Zinsen vor einer möglichen Abschwächung der Entwicklung gewarnt. Netto verdiente der Konzern rund 2,3 Mrd. $ nach knapp 2 Mrd. $ ein Jahr zuvor. Dabei bremsten Restrukturierungskosten den Gewinnanstieg etwas.

McDonald‘s geriet zuletzt unter den „Ozempic-Druck“ der Fast Food- und Süßigkeitenbranche. Dies allerdings zu Unrecht, wie die jüngsten Zahlen zeigen. Daher schlägt man hier spekulativ nochmals zu; (A–).

„Wir haben unsere strategische Geschäftstransformation im 3. Quartal erfolgreich vorangetrieben. Unsere gezielte Umsetzung führte bereinigt zu Verbesserungen gegenüber den Bruttomargen und dem Gewinn je Aktie“, so Stanley Black &Decker-CEO Donald Allan. Dennoch macht sich die anhaltende Schwäche im Werkzeug und Outdoor-Segment nach wie vor negativ bemerkbar. So lagen die Umsätze des Werkzeuggiganten im 3. Quartal bei 3,95 (4,12)
Mrd. $. Nach Steuern krachte der Gewinn von satten 844,6 Mio. $ auf 4,7 Mio. ab. Entsprechend vorsichtig bleibt das Management auch bei seiner Prognose. Zwar trägt das eingeleitete Sparprogramm durchaus erste Früchte, für 2023 wird dennoch ein EPS von –1,45 bis –1,00 $ anvisiert. Zunächst war Stanley Black & Decker von –1,25 bis –0,50 $ je Aktie ausgegangen.

Stanley Black & Decker bekommt die Zurückhaltung in der Bau- und Heimwerkerbranche deutlich zu spüren. Langfristig ist und bleibt der Werkzeuggigant jedoch eine gute Anlagestrategie; (A–).

Der Abbau von Lagerbeständen sowie ein schwaches Life-Science-Geschäft haben Danaher in den ersten
9 Monaten einen Umsatzrückgang auf 21,2 (23,1) Mrd. $ eingebrockt. Operativ setzte das Ergebnis auf 4,66 (6,39)
Mrd. $ zurück, und der Nettogewinn landete bei 3,69 Mrd. $. Im Vorjahr standen hier 4,98 Mrd. $ in der Bilanz. Auf Jahressicht erwartet das Management einen rückläufigen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (31,5 Mrd. $).

Bei Danaher gibt man keine Stücke aus der Hand; (B+).

Colgate-Palmolive wird wegen Preiserhöhungen und einer Nachfrageerholung etwas zuversichtlicher für 2023. Der Nettoerlös stieg in den 3 Monaten bis Ende September um 10,5 % auf 4,9 Mrd. $. Das operative Ergebnis kletterte um knapp 9 % auf rund 1 Mrd. $. Unter dem Strich verdiente Colgate-Palmolive 708 Mio. $, nach 618 Mio. $ ein Jahr zuvor. Der Nettoerlös dürfte im Gesamtjahr inklusive Zukäufen im Bereich Tiernahrung gegenüber dem Vorjahr um 6–8 % zulegen. Bislang hatte Konzernchef Noel Wallace am unteren Ende einen Prozentpunkt weniger auf dem Zettel.

Colgate-Palmolive lässt man zunächst in aller Ruhe weiterlaufen; (B+). 

Zwar bekam Align Technology im 3. Quartal eine rückläufige Nachfrage zu spüren, nichtsdestotrotz verbesserte sich der Umsatz auf 960,2 (890,3) Mio. $. Operativ verdiente der Hersteller digitaler 3D-Scanner, CAD/CAM-Lösungen für die Orthopädie sowie Aligner-Kunststoffschienen (durchsichtige Zahnkorrekturschienen) mit 166,3 (143,7) Mio. $ ebenfalls mehr. Der Nettogewinn sprang dabei auf 121,4 (72,7) Mio. $ an. Auf Jahressicht bleibt das Management zuversichtlich und erwartet einen Erlösanstieg auf 3,83 bis 3,85 (3,73) Mrd. $.

Align Technology hat einige der innovativsten Produkte in der modernen Kieferorthopädie auf dem Markt. Hier kann man einige spekulative Stücke einsammeln; (A–).

Der von der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) ausgerufene Streik für höhere Löhne wird General Motors im laufenden Jahr belasten. Der Konzern gab sein Gewinnziel für 2023 in einer Spanne von 9,3 bis 10,7 Mrd. $ an. Das Management erklärte, es seien mittlerweile Belastungen von 800 Mio. $ aufgelaufen. Zusätzlich treten die Amerikaner nun bei den Elektroplänen auf die Bremse. Das Ziel, bis Mitte 2024 insgesamt 400.000 E-Autos zu bauen, sei nicht mehr haltbar, teilte das Management mit. Für das 3. Quartal konnte GM immerhin noch ein Umsatzplus auf 44,1 (41,9) Mrd. $ verbuchen. Das bereinigte Ebit setzte hingegen auf 3,6 (4,3) Mrd. $ zurück. Auch der den Aktionären zuzurechnende Gewinn fuhr mit 3,06 (3,31) Mrd. $ gen Süden.

Bei General Motors fährt man angesichts der Fülle an Problemen nicht mit; (B).

Dank Preiserhöhungen hat Coca-Cola im 3. Quartal mehr verdient und die Jahresziele angehoben. Mit 11,95 Mrd. $ setzte der Getränkegigant 8 % mehr um als im Vorjahr. Vor allem in Lateinamerika war das Wachstum hoch, während die Absatzmengen in Europa, Afrika und dem Nahen Osten zurückgingen. Der operative Gewinn legte auf 3,27 (3,09) Mrd. $ und der Nettogewinn auf 3,08 (2,82) Mrd. $ zu. Angesichts der positiven Entwicklung schraubte das Management nochmals an den Jahreszielen. Bereinigt um Währungs- und Übernahmeeffekte soll der Umsatz in 2023 nun um 10 bis 11 (bisher: 8–9) % zulegen. Auch beim bereinigten Gewinn je Aktie legte das Unternehmen die Messlatte höher: Das EPS soll 7 bis 8 (zuvor: 5–6) % zulegen.

Coca-Cola erfrischt weiterhin das Depot; (B+).

Der Mobilfunkriese Verizon konnte im 3. Quartal 100.000 monatlich zahlende Neukunden hinzugewinnen. In den ersten 9 Monaten ging der Umsatz dennoch um 2,7 % auf 98,84 Mrd. $ zurück. Auch das operative Ergebnis fiel auf 22,3 (23,2) Mrd. $ zurück. Unterm Strich stand mit 14,7 (15,1) Mrd. $ ebenfalls weniger in der Bilanz.

Verizon kann auch charttechnisch derzeit nicht überzeugen; (B).

Der Chemiekonzern Dow leidet wie die gesamte Branche unter einer schleppenden Nachfrage. Im Q3 schrumpfte der Umsatz um 24 % auf 10,7 Mrd. $. Das operative Ebit sackte auf 626 Mio. $, nach 1,2 Mrd. $ im Vergleichszeitraum. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn hat sich dabei mit 302 (739) Mio. $ mehr als halbiert. Im Zuge der schwachen Geschäftsentwicklung hat das Management angekündigt, 2.000 Stellen im laufenden Jahr abzubauen, um 1 Mrd. $ einzusparen.

Bei Dow bleibt man auf Abstand; (B). 

Der Foto-App-Anbieter Snap kam in den ersten 9 Monaten nicht aus der Verlustzone. Bei einem rückläufigen Umsatz auf 3,24 (3,30) Mrd. $ fiel der Konzern operativ mit –1,15 Mrd. $ tiefer in die roten Zahlen. Bereits im Vergleichszeitraum stand ein Minus von –1,10 Mrd. $ in den Büchern. Unterm Strich verharrten die Amerikaner mit –1,07 (–1,14) Mrd. $ ebenfalls weiterhin in den roten Zahlen.

Snap schafft es nicht aus dem Kurskeller; (B–).

Dank einer anhaltend guten Nachfrage schloss der Lkw-Bauer Paccar das 3. Jahresviertel mit einem Rekordgewinn ab. Während der Umsatz um
23 % auf 8,69 Mrd. $ anschwoll, landete der Gewinn bei 1,23 Mrd. $. Im Vorjahr erwirtschaftete das Unternehmen hier noch 769,4 Mio. $.

Paccar läuft und läuft und... Kursrücksetzer werden zum Einstieg genutzt; (A–). 

Dank eines starken Abschlussquartals konnte Visa im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) den Gewinn deutlich steigern. Beim Umsatz verbuchte der Kreditkarten-Anbieter einen Zuwachs von 11 % auf 32,65
Mrd. $. Unterm Strich stand mit 18,3 Mrd. $ ein Plus von 14 % in den Büchern.

Visa behält man weiterhin im Depot; (B+). 

Von Juli bis September lieferte Boeing mit 70 Maschinen 20 % weniger des Hauptmodells 737 aus als im Vorjahr. Der Umsatz kletterte trotzdem um
13 % auf 18,1 Mrd. $. Der operative Verlust konnte derweil auf –1,09 (–3,07) Mrd. $ deutlich eingedämmt werden. Auch beim EPS konnte das Minus auf –3,26 (–6,18) $ reduziert werden. Dennoch sieht sich der Konzern nicht in der Lage, das ausgegebene Auslieferungsziel von 400 bis 450 Maschinen für 2023 zu erreichen. Der Vorstand rechnet nun mit 375 bis 400 737-Maschinen. Zuletzt kam es beim Lieferanten Spirit AeroSystems zu Produktionsproblemen.

Bei Boeing benötigt man Geduld, langfristig sollte der Kurs aber wieder in den Steigflug gehen; (B+). 

Der Erfolg des Barbie-Films beflügelt auch das Geschäft von Mattel. Dank der großen Nachfrage nach den gleichnamigen Puppen fuhr der Umsatz dieser Sparte um 27 % vor. Konzernweit setzte der Spielzeughersteller im Q3 mit 1,9 Mrd. $ 9 % mehr um. Nach dem Erfolg des Kinofilms hatten die Amerikaner bereits angekündigt, weitere Filme rund um Mattel-Spielzeuge produzieren zu wollen. CEO Ynon Kreiz will das Unternehmen zu einem Unterhaltungs-Konzern umbauen. Aufgrund von Steuerrückstellungen i.H.v. 212 Mio. $ stand unterm Strich mit 146 (290) Mio. $ dennoch weniger in den Büchern.

Derzeit profitiert Mattel noch vom Barbie-Fieber. Doch auch für die Zeit danach hat der Konzern große Pläne. Hier schnappt man sich noch einige Stücke; (A–).

Billigere Tarife haben dem Mobilfunkanbieter T-Mobile US im 3. Jahresviertel ein brummendes Neukundengeschäft beschert. Insgesamt konnte die Telekom-Tochter 850.000 neue Vertragskunden hinzugewinnen. Allerdings sorgte die Rabattschlacht in den USA für einen leichten Umsatzrückgang auf 19,25 (19,48) Mrd. $. Unterm Strich sprang der Gewinn hingegen von 508 Mio. $ auf satte 2,14 Mrd. $ an. Auf Jahressicht wird das Management zuversichtlicher und peilt nun 5,7 bis 5,9 Mio. Nutzer an. Bisher wurden 5,6 bis 5,9 Mio. in Aussicht gestellt.

Bei T-Mobile US hält man die Verbindung; (B+).