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US-Berichtssaison läuft auf Hochtouren

Der Gegenwind durch den starken US-Dollar hat Johnson & Johnson im 3. Quartal ausgebremst. So stiegen die Umsätze zwar leicht um 1,9 % auf 23,8 Mrd. $. Der bereinigte Nettogewinn sank dagegen um 2,7 % auf rund 6,8 Mrd. $. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern seine Prognosen in der Mitte seiner Spannen, engte diese aber ein. So soll der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz um 6,7–7,2 % steigen, nach zuvor in Aussicht gestellten 6,5–7,5 %. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll in der Mitte der Spanne von 10,02–10,07 $ liegen, was einem Wachstum von 2,6 % entsprechen würde. Johnson & Johnson hat in diesem Jahr bereits zweimal seinen Ausblick gesenkt, zuletzt wegen der Stärke der US-Währung.

J&J ist und bleibt trotz Marktbelastungen eine mehr als gute Halteposition; (B+).

Trotz hoher Inflation und weltweiter Konjunktursorgen hat Tesla den Gewinn im 3. Quartal kräftig gesteigert. Die Erlöse nahmen zwar um satte 56 % auf 21,45 Mrd. $ zu. Diese lagen jedoch unter den eigenen, hochgesteckten  Erwartungen. Unter dem Strich verdiente der Elektroautobauer in den 3 Monaten bis Ende September 3,29 Mrd. $ und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk lieferte im vergangenen Vierteljahr knapp 344.000 E-Autos aus und schaffte damit eine neue Bestmarke. Trotzdem ist ungewiss, ob der Konzern sein ambitioniertes Ziel erreichen kann, die Auslieferungen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 50 % zu steigern.   

Die verfehlten Prognosen kamen an der Börse gar nicht gut an. Doch massive Kursschwankungen gehören bei Tesla leider dazu. Die Aktie ist und bleibt nur etwas für spekulativ orientierte Anleger; (B+).     

Das Computer-Urgestein IBM hat den Umsatz im 3. Quartal trotz eines schwierigen Marktumfelds deutlich gesteigert. Im Jahresvergleich legten die Erlöse um 6 % auf 14,1 Mrd. $ zu. Der Konzern leidet wie viele andere auch unter dem starken Dollar, der die Auslandseinnahmen in US-Währung schmälert. Der Betriebsgewinn sank entsprechend um 1 % auf 1,7 Mrd. $. Das Nettoergebnis wies einen Verlust von –3,2 Mrd. $ aus, was aber an Sonderbelastungen durch bestimmte Pensionsverpflichtungen lag. Im Vorjahr hatte IBM noch 1,13 Mrd. $ verdient.   

Der Computer-Gigant IBM hat sich in den vergangenen Jahren durchaus gut aufgestellt. Vor allem der Bereich „Quantencomputing“ dürfte sich als Zukunftstreiber erweisen; (B+). 

Ein herber Geschäftsrückgang im Investmentbanking hat der US-Großbank Goldman Sachs auch im 3. Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Während andere Institute  ihre Einnahmen dank der gestiegenen Zinsen teils kräftig steigerten, gingen die Nettoerträge der Amerikaner um 12 % auf knapp 12 Mrd. $ zurück.  Die stärksten Rückgänge zeigten sich dabei im Investmentbanking: Dort lagen die Erträge mit 1,6 Mrd. $ ganze 57 % niedriger. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von knapp 3 Mrd. $ und damit 44 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Zudem legte Goldman Sachs mehr Geld für drohende Kreditausfälle zurück. Mit 515 Mio. $ fiel die Risikovorsorge fast dreimal so hoch aus wie ein Jahr zuvor.

Goldman Sachs gibt man nicht vorschnell aus der Hand; (B+). 

Der Facebook-Konzern Meta  wird nach der endgültigen Entscheidung britischer Kartellwächter die Clip-Plattform Giphy wieder verkaufen. Die Wettbewerbsbehörde CMA kam auch nach einer zweiten Prüfung zu dem Schluss, dass der Konzern sich von der bereits 2020 übernommenen Firma trennen muss. Ein neuer Käufer für Giphy muss von der CMA abgesegnet werden. Die Kartellbehörde hatte Meta bereits im November vergangenen Jahres angewiesen, Giphy wieder zu verkaufen. Meta hatte Giphy im Mai 2020 bereits in den Fotodienst Instagram integriert. Der Kaufpreis soll mehr als 300 Mio. $ betragen haben.

Meta ist derzeit wenig reizvoll; (B).  

Der Streaminggigant Netflix hat in den 3 Monaten bis Ende September dank erfolgreicher Serien wie „Stranger Things“ und „Dahmer: Monster“ wesentlich besser abgeschnitten als erwartet. Demnach verzeichnete der Konzern unter dem Strich 2,4 Mio. neue Bezahlabos, ein Plus von 4,5 %. Damit hat Netflix den Negativtrend der ersten 6 Monate 2022 zunächst gestoppt, als die Nutzerzahlen 2 Quartale nacheinander sanken. Der Umsatz verbesserte sich um 6 % auf 7,9 Mrd. $. Um sich im scharfen Wettbewerb der Videodienste zu behaupten, nimmt auch Netflix viel Geld in die Hand. So fiel der Nettogewinn im jüngsten Vierteljahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rd. 3,5 % auf 1,40 Mrd. $. Im laufenden Quartal rechnet das Unternehmen sogar nur mit einem Ergebnis von 163 Mio. $.   

Nach der langen (Kurs)Durststrecke scheint bei Netflix endlich wieder eine erste Gegenbewegung einzusetzen. Allerdings sollten Investoren hier zunächst auf dem Beobachtungsposten bleiben; (B). 

Der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble spürt zunehmenden Gegenwind durch hohe Kosten für Rohstoffe, Verpackungsmaterial und Logistik sowie den starken Dollar. Das Unternehmen zeigte sich daher bei seiner Ergebnisprognose für das lfd. Geschäftsjahr 2022/23 vorsichtiger. Beim Umsatz geht der Konzern nun von einem Rückgang von 1–3 % aus. Zudem geht das Management nun vom unteren Ende der Ergebnisprognose aus. Der Konsumgüterkonzern hat bislang ein Ergebnis je Aktie auf Vorjahresniveau und bestenfalls ein Wachstum von bis zu 4 % in Aussicht gestellt (2021/22: 5,81 $). Im jüngst abgelaufenen 1. Quartal (per Ende September) stiegen die Umsätze um 1 % auf 20,6 Mrd. $. Der Nettogewinn fiel derweil um 4 % auf 3,9
Mrd. $ zurück.

P&G stemmt sich derzeit noch mit aller Macht gegen die Marktbelastungen. Vorerst gibt man hier keine Stücke ab; (B+).   

Die Inflation und die damit verbundene Zurückhaltung von Kunden hat den Spielehersteller Hasbro im 3. Quartal deutlich belastet. Insgesamt verzeichnete der Hersteller u.a. von Monopoly im Berichtszeitraum einen Umsatzrückgang um 15 % auf 1,68 Mrd. $.  Netto musste der Konzern derweil einen Gewinnrückgang von 28 % auf 196,2 Mio. $ verbuchen. „Das
3. Quartal ist wie erwartet unser schwierigstes und wurde durch die zunehmende Preissensibilität weiter beeinträchtigt“
, so CEO Chris Cocks.

Die Inflation macht dem Spieleanbieter erwartungsgemäß zu schaffen. Daher bleibt man hier vorerst auf Abstand; (B). 

 

Der Foto-App-Anbieter Snap hat sein niedrigstes Umsatzwachstum seit dem Börsengang vor 5 Jahren verzeichnet. „Wir erwarten, dass das operative Umfeld in den kommenden Monaten weiter herausfordernd bleibt“, heißt es von Unternehmensseite. Für das 3. Quartal betrug der Umsatz 1,13 Mrd. $, ein Anstieg von 6 %. Die Zahl der aktiven Nutzer nahm um 19 % auf 363 Mio. User zu. Der Quartalsverlust weitete sich derweil auf –359,5 Mio. $ aus, von knapp –72 Mio. $ ein Jahr zuvor.

Snap befindet sich bereits im Kurskeller und scheint diesen auch kurzfristig nicht zu verlassen; (B–).

Der US-Telekomriese AT&T hat nach einem besser als erwartet ausgefallenen Kundenwachstum im 3. Quartal seine Gewinnprognose angehoben. Demnach rechnet Chef John Stankey nun mit einem  bereinigten Gewinn je Aktie in Höhe von mindestens 2,50 $. Bisher wurden 2,42–2,46 $ je Aktie anvisiert. Der Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft lag im Berichtszeitraum dennoch bei gut 30 Mrd. $ und damit 4,1 % niedriger als vor einem Jahr. Ohne Einbeziehung des im Juli 2021 abgespaltenen Videogeschäfts wäre dieser vor allem dank anziehender Mobilfunkerlöse auch infolge von Preiserhöhungen jedoch um 3,1 % gestiegen. Unter dem Strich fuhr der Konzern einen Gewinn von 6,0 Mrd. $ ein, etwas mehr als die 5,9 Mrd. $ vor einem Jahr.

Auch wenn der AT&T-Kurs derzeit wieder zu drehen scheint, bleiben Investoren hier zunächst auf Abstand; (B). 

American Express konnte sowohl Erlös als auch Gewinn trotz Inflation und Rezessionssorgen im jüngst abgelaufenen Quartal steigern. Demnach verbesserte sich der Umsatz in den 3 Monaten bis Ende September um 24 % auf 13,6 Mrd. $. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,9 Mrd. $ und damit gut 3 % mehr in der Bilanz des Kreditkartenanbieters. Der Geschäftsbericht deutet auf eine – ungeachtet des trüben Wirtschaftsausblicks und steigenden Zinsen – robuste Konsumbereitschaft hin. Doch das könnte sich bald ändern. So rüstete sich American Express mit überraschend hohen Rückstellungen von 778 Mio. $ für Kreditausfälle, die bei einem stärkeren Konjunkturabschwung drohen.

American Express stemmt sich derzeit mit aller Macht gegen die geopolitischen Einflüsse. Hier bleiben Anleger auf lange Sicht investiert; (B+).

Der harte Wettbewerb auf dem US-Markt setzt dem Mobilfunkanbieter Verizon weiter zu. Nur dank eines leichten Überhanges bei Firmenkunden steigerte das Unternehmen die Zahl der Netto-Neuanschlüsse im Mobilfunk um 8.000. Den Umsatz konnte das Unternehmen um 4 % auf 34,2 Mrd. $ steigern. Unter dem Strich ging der Gewinn wegen der stark gestiegenen Kosten allerdings um fast ein Viertel auf 4,9 Mrd. $ zurück. „Wir haben eine Reihe von Maßnahmen im 3. Quartal ergriffen, die unsere operative und finanzielle Leistung gesteigert haben - aber wir wissen, dass wir immer noch viel zu tun haben“, so Verizon-CEO Hans Vestberg.

Verizon legt bereits seit Monaten eine mehr als ernüchternde Performance ab. Hier bleibt man auf Abstand; (B–).

Der US-Chemiekonzern Dow leidet unter den hohen Energiepreisen, insbesondere in der europäischen Region. Der Umsatz sank im 3. Quartal um 5 % auf 14,1 Mrd. $. Zudem drückten weiter hohe Rohstoffkosten auf die Profitabilität. Entsprechend ging auch der Nettogewinn von 1,7 Mrd. $ im Vorjahr auf 760 Mio. $ zurück. Vorstandschef Jim Fitterling sieht die Nachfrage in den USA als widerstandsfähig, in der Europäischen Union dagegegn belasteten die hohen Energiepreise sowie die Rekordinflation belasteten die Nachfrage in der Europäischen Union. Um auf die schwierige Situation zu reagieren, hat Dow ein Strategieprogramm mit einem Einsparpotenzial von 1 Mrd. $ für 2023 entworfen.

Dow kann aktuell dennoch nicht überzeugen; (B).