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Wirtschaft rechnet mit nur milder Rezession - "Störungen bauen sich ab"

Die deutsche Wirtschaft rechnet trotz Gegenwind durch Energiekrise, Materialmangel und mauer Weltkonjunktur nur mit einer milden Rezession im kommenden Jahr. "Das letzte Quartal des Jahres 2022 und der Jahresauftakt 2023 dürften mit einer rückläufigen Wirtschaftstätigkeit einhergehen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm. "Wir erwarten aber nur einen leichten Einbruch." Das Wachstum werde bis 2024 allerdings eher verhalten ausfallen. "Denn die gesamte Welt befindet sich in einer Schwächephase", sagte Russwurm mit Blick auf die exportabhängige deutsche Wirtschaft.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hofft vor allem auf ein Ende der Störungen in der Lieferkette, von denen noch immer vier von zehn Unternehmen betroffen sind. "Aktuell deutet vieles darauf hin, dass sich die Störungen allmählich abbauen: Frachtraten für Containerpreise nähern sich wieder den langjährigen Normalwerten, die Staus vor internationalen Häfen lösen sich langsam auf", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. "Sollten die angekündigten Lockerungen der Null-Covid-Politik Chinas so auch vollzogen werden, wäre das ebenfalls ein positives Signal für die globalen Lieferketten." Der DIHK rechnet aber erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit einer konjunkturellen Belebung. "So oder so ist mit einer Erholung der Wirtschaftsleistung frühestens Mitte 2023 zu rechnen", sagte Adrian.

Aktuell seien die Geschäftsaussichten der Unternehmen noch sehr pessimistisch. Trotz Strom- und Gaspreisbremse blieben die hohen Energiepreise eine große Belastung. "Hinzu kommt eine Rekordinflation, die der Konsumlaune der Verbraucher einen erheblichen Dämpfer versetzt", sagte der DIHK-Präsident.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sieht das ganz ähnlich. "Hohe Energiekosten, weiter angespannte Lieferketten und sinkende Realeinkommen der Verbraucherinnen und Verbraucher sind auch bei den Handwerksbetrieben aktuell bereits zu spüren, da merklich weniger neue Aufträge hereinkommen", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. "Der Auftragsbestand trägt noch bis zum Beginn des Frühjahrs, aber für die Zeit danach gibt es viele Fragezeichen." Das Handwerk insgesamt sei bisher gut durch die aktuelle Krise gekommen. Allerdings müssten besonders schwer betroffene energieintensive Betriebe auf der Kostenseite entlastet und ihre Existenz gesichert werden, damit sie die akute Krisenphase überstehen können.

Nach Einschätzung des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) ist die Lage in vielen Wirtschaftszweigen noch robust. "Aber wir schieben negative Erwartungen von Monat zu Monat vor uns her, die sich bislang in ihrer Tiefe und Breite nicht realisiert haben", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Notwendig seien nun Modernisierung und Vereinfachung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen und Beschäftigung am Standort Deutschland. "Nicht nur der wirtschaftliche, sondern auch der politische Druck hierzu steigt", sagte Jandura. "Insofern bin ich zuversichtlich gestimmt, dass wir im Laufe des Frühjahrs auf einen wieder erfreulicheren Pfad einschwenken können."