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Cloud-Profiteur Cisco im ES-Fokus

Die zunehmende Größe und Komplexität Künstlicher Intelligenz stellt selbst die größten Cloud-Betreiber vor enorme technische Herausforderungen. Der Netzwerkausrüster will diese nun mit einem neu entwickelten Hochleistungsnetzwerkchip lösen und läutet damit die nächste Phase der KI-Infrastruktur ein.

Der Netzwerkriese will im lukrativen KI-Infrastrukturmarkt mitmischen. „Cisco ist das einzige sichere Netzwerkunternehmen, das KI priorisiert“, mit diesem Statement präsentierte CPO (Produktvorstand) Jeetu Patel die umfassende KI-Strategie des Konzerns. Dabei profitieren die Amerikaner vor allem von ihren eigentlichen Kerngeschäften: Netzwerk- und Cloud-Systeme.

Vor diesem Hintergrund stellte Cisco seinen neuen Prozessor P200 vor. Er sei das Herzstück einer neuen Router-Generation und verbrauche 65 % weniger Strom als Konkurrenzmodelle, hieß es vom Management. Die Cloud-Anbieter Microsoft und Alibaba gehörten zu den ersten Abnehmern dieser Produkte, so Cisco weiter. Mit dem neuen Chip funktionierten Server in unterschiedlichen Rechenzentren wie eine Einheit, so Cisco-Manager Martin Lund. Zu den Kosten für die Entwicklung des P200 und zu Absatzzielen machte Lund indes keine Angaben. „Sie können dabei auch 1.000 Meilen auseinanderliegen“, so Lund. Denn Softwarefirmen wie der ChatGPT-Entwickler OpenAI oder Cloud-Anbieter wie Oracle sind gezwungen, ihre Rechenzentren überall dort zu bauen, wo ausreichend Energie zur Verfügung stehe. Je weiter Rechenzentren auseinanderliegen, desto schwieriger wird deren Vernetzung. Neben der Geschwindigkeit der Verbindungen spielt der Schutz vor Datenverlust eine große Rolle. Dem will Cisco mit einer verbesserten Zwischenspeicherung von Daten entgegenwirken.

Passend dazu präsentierten die Amerikaner auch ein neues Routing-System: Der US-Konzern gab bekannt, dass das Cisco 8223 für die effiziente und sichere Verbindung von Rechenzentren sowie die Unterstützung der nächsten Generation von KI-Workloads optimiert sei. Damit sind rechenintensive Aufgaben gemeint, die bei der Entwicklung, dem Training und der Bereitstellung von Modellen der Künstlichen Intelligenz anfallen.

Mit „Cisco AI“ hat der Konzern seit Beginn des Jahres zudem einen eigenen KI-Assistenten im Portfolio.

Guter Start ins Geschäftsjahr

Der Einstieg in den hartumkämpften KI-Markt scheint der richtige Weg zu sein. Das Unternehmen sei auf gutem Weg, das beste Jahresergebnis seiner Geschichte zu erreichen, hieß es sogar von Konzernchef Chuck Robbins. Im 1. Quartal legte der Umsatz um 8 % auf 14,9 Mrd. $ zu. Der Gewinn stieg unter dem Strich um 5 % auf 2,9 Mrd. $. Getrieben wurde das Wachstum von der anziehenden Nachfrage der sogenannten Hyperscaler, also Cloud-Infrastrukturen zum Betrieb von Rechenzentren.

Angesichts des erfreulichen Jahresstarts blickt der US-Konzern durchaus positiv auf den weiteren Verlauf. Der Umsatz dürfte den Angaben zufolge 2025/26 bei 60,2 bis 61,0 Mrd. $ liegen. Zuvor hatte Cisco 59,0 bis 60,0 Mrd. $ angepeilt. Beim bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) will das Unternehmen nun 4,08 bis 4,14 $ erreichen, nach 4,00 bis 4,06 zuvor. Cisco erwarte im Geschäftsjahr darüber hinaus einen KI-Infrastrukturumsatz von 3 Mrd. $ von sogenannten Hyperscalern, erklärte Robbins. Im vergangenen Jahr sicherte sich Cisco bereits KI-Aufträge im Wert von mehr als 2
Mrd. $, nahezu ausschließlich von Hyperscalern. „Wir sehen eine wachsende Pipeline von mehr als 2 Mrd. $ für unsere leistungsstarken Netzwerklösungen bei staatlichen, Neo-cloud- und Unternehmenskunden“, so der CEO weiter.

Mit dem jüngsten Anstieg nähert sich der Aktienkurs von Cisco seinem historischen Hoch von 82,00 $ aus dem Jahr 2000. Der Börsenwert des Unternehmens ist im bisherigen Jahresverlauf um rund ein Viertel auf über 250 Mrd. $ gestiegen. Diese Entwicklung zeigt, dass Cisco trotz der Herausforderungen der letzten Jahre nun wieder auf einem guten Weg ist.

ISIN: US17275R1023
WKN: 878841