Vor den geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) herrschte am Aktienmarkt zunächst Zurückhaltung. Zur Wochenmitte trat der DAX mehr oder weniger auf der Stelle. Die EZB gerät zunehmend unter Druck, auf die hohe Inflation zu reagieren. Entgegen vieler Erwartungen hatte sich die Teuerung im Währungsraum zu Jahresanfang nicht abgeschwächt, sondern weiter beschleunigt. Zwar dürfte sich an den rekordniedrigen Leitzinsen nichts ändern. Dennoch wird erwartet, dass die EZB früher als 2023 mit Zinserhöhungen beginnt. Starke Quartalszahlen von der Google-Mutter Alphabet sowie des Chipherstellers AMD schoben dagegen die Leitindizes der Wall Street an. Der Dow Jones kletterte um 0,6 % auf 35.629 Punkte. Der S&P 500 rückte 0,9 % vor und die Technologiebörse Nasdaq legte um 0,5 % auf 14.417 Zähler zu.
Hierzulande richtet sich der Blick ebenfalls verstärkt auf die Quartalsberichte der Unternehmen. Vor dem Handelsstart veröffentlichten die beiden DAX-Werte Infineon und Siemens Healthineers Zahlen. Infineon will künftig profitabler wirtschaften – die Aktien legten zwischenzeitig zu. Siemens Healthineers erhöhte die Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
Einen Kursdämpfer verbuchte der Facebook-Konzern Meta. Mit den Quartalszahlen und Geschäftsprognosen enttäuschte dieser die Anleger schwer.
Einen deutlichen Kursrücksetzer mussten die Papiere des Musikstreaming-Anbieters Spotify hinnehmen. Grund für die Verschlechertung war das in Aussicht gestellte geringere Wachstum im laufenden Jahr. Für das abgelaufene Quartal hatte das Unternehmen noch solide Zuwächse bei den monatlich aktiven Nutzern vermeldet. Insgesamt kommt der Dienst nun auf 180 Mio. Premium-Abonnenten. Das Unternehmen meldete zudem einen Quartalsverlust von –39 Mio. € bei einem Umsatzanstieg von 24 % auf 2,7 Mrd. €.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy versucht mit einem erneuten Führungswechsel, die Probleme seiner spanischen Windenergietochter Siemens Gamesa in den Griff zu bekommen. Siemens-Energy-Vorstand Jochen Eickholt übernehme zum 1. März die Führung bei Gamesa, teilte das Unternehmen mit. Die Spanier hatten kürzlich zum dritten Mal innerhalb von 9 Monaten Abstriche bei den Prognosen machen müssen. Siemens Energy hält zwei Drittel der Anteile an Siemens Gamesa.
Das Geschäft mit Corona-Schnelltests schiebt den Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers auch im neuen Geschäftsjahr an. In den ersten 3 Monaten 2021/22 (per Ende September) setzte die Siemens-Tochter 329 Mio. € mit den Tests um. Im Gesamtjahr dürften sie nun 700 Mio. € Umsatz liefern, eine halbe Mrd. mehr als bisher gedacht. Siemens Healthineers rechnet deshalb nun mit einem Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von 3 bis 5 %.