Im Tarifkonflikt bei VW haben Betriebsratschefin Daniela Cavallo und IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger vor der entscheidenden fünften Verhandlungsrunde den Druck auf das Management erhöht. "Wir wollen nicht mit dieser Angst in die Weihnachtsferien gehen", sagte Cavallo. Gröger forderte ein Ergebnis, das Sicherheit für Beschäftigte, Familien und die Region schafft, und lehnte Standortschließungen, Massenentlassungen und Lohnkürzungen ab. Sollte Volkswagen nicht kompromissbereit sein, droht die Gewerkschaft mit einer Eskalation des Arbeitskampfs.
Beide Seiten rechnen damit, dass die fünfte Verhandlungsrunde seit Ende September mehrere Tage in Anspruch nehmen wird – es sei denn, es wird deutlich, dass die Positionen zu weit auseinander liegen. In diesem Fall sollen die Verhandlungen bis 2025 unterbrochen werden. Die IG Metall hat für das nächste Jahr mit Streiks in einem noch nie dagewesenen Ausmaß gedroht, falls in diesem Jahr keine Einigung mehr erzielt wird.
Cavallo sagte, es müsse ein Kompromiss gefunden werden, der sowohl für die Arbeitnehmer als auch für das Unternehmen gut sei. Nach der vierten Verhandlungsrunde vor einer Woche hatten beide Seiten die Gespräche als konstruktiv bezeichnet. Bei zentralen Themen liege man aber noch weit auseinander, sagte VW-Chefunterhändler Arne Meiswinkel. "Wir dürfen keine Zeit mehr verstreichen lassen". Zur Sicherung der Zukunft von Volkswagen sei es unerlässlich, "weitere finanzielle Potenziale zu finden, die nachhaltig zu einer Kostenentlastung führen", erklärte er. "Nur so können wir in unsere Zukunftsprodukte investieren, deren Erfolg unsere Arbeitsplätze sichern."
Vor der Verhandlungsrunde hatten sich Zehntausende Mitarbeiter an einem vierstündigen Warnstreik beteiligt. Das Management von Volkswagen fordert in dem Konflikt unter anderem eine Lohnkürzung von 10 % und droht mit Werksschließungen. Die Arbeitnehmer schlagen einen Fonds vor, um Arbeitszeitverkürzungen an besonders betroffenen Standorten zu finanzieren. Statt eines Lohnverzichts soll hierfür die anstehende Tariferhöhung genutzt werden.
Volkswagen leidet unter der schwachen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Konkurrenz aus China. Ein längerer Streik könnte für Volkswagen teuer werden. UBS-Analyst Patrick Hummel bezifferte den möglichen Umsatzausfall auf bis zu 100 Mio. € pro Tag. "Das Risiko weiterer Streiks im 1. Quartal 2025 ist signifikant und könnte unserer Einschätzung nach möglicherweise Auswirkungen auf die Gewinnprognose für das Gesamtjahr haben."