fed.jpg
@GettyImages

Zinssenkung im September?

Powell öffnet Türen

US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Tür für eine mögliche Zinssenkung im September ein Stück weit geöffnet und damit den Finanzmärkten neuen Schwung verliehen. In seiner Rede am vergangenen Freitag auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies er auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation. Damit vermied der Federal-Reserve-Chef eine Festlegung für die nächste Zinssitzung am 16. und 17. September.

An den Finanzmärkten kamen Powells Äußerungen indes bereits gut an. Händler taxierten die Wahrscheinlichkeit für eine September-Zinssenkung nun auf 90% – vor Powells Aussagen hatte sie bei 75 % gelegen. Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren erlaube es der Fed, bei der Prüfung von Änderungen ihrer Geldpolitik vorsichtig vorzugehen, sagte Powell. Nichtsdestotrotz könnten die Aussichten und die sich wandelnden Risiken "eine Anpassung unserer geldpolitischen Ausrichtung rechtfertigen", sagte er. Die Zölle würden zwar voraussichtlich die Preise in die Höhe treiben werden. Die Grundannahme sei aber, dass dieser Einfluss auf die Inflation nachlasse. "Offensichtlich kann sich Powell mit einer Zinssenkung auf der nächsten Sitzung im September anfreunden", hieß es am Markt. Es wäre die erste Zinssenkung in diesem Jahr.

Fed hielt bislang die Füße still – trotz Donald Trump

Der Arbeitsmarkt scheine zwar im Gleichgewicht zu sein, sagte Powell. "Es ist jedoch ein ungewöhnliches Gleichgewicht, das aus einer deutlichen Verlangsamung sowohl des Angebots an als auch der Nachfrage nach Arbeitskräften resultiert." Die Situation deute darauf hin, dass die Gefahren für die Beschäftigung zunehmen. "Sollten sich diese Risiken verwirklichen, kann dies schnell geschehen," sagte er. Powell warnte auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. "Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann", sagte er. "Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss." 

Sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump hatte die Federal Reserve den Leitzins Ende Juli in der Spanne von 4,25 bis 4,50 % belassen. Powell zufolge wollte die Fed erst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Zollerhöhungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken. Allerdings hatten auf der Sitzung zwei Währungshüter gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung gestimmt. Das ist ungewöhnlich für die Federal Reserve, bei der es zuletzt Ende 1993 zwei Abweichler gegeben hatte. Trump hat seitdem den Druck auf die unabhängige Notenbank und ihren Chef nochmal erhöht. Der Republikaner fordert von Powell schon seit längerem tiefere Zinsen. 

Zuletzt hatte Trump die Fed-Gouverneurin Lisa Cook zum Rücktritt aufgefordert. Hintergrund sind Vorwürfe, sie habe Hypotheken für Immobilien in den US-Bundesstaaten Michigan und Georgia aufgenommen und dabei beide als ihren Hauptwohnsitz angegeben. Solche Erklärungen können die Kreditkonditionen beeinflussen. Cook erklärte inzwischen, sie werde sich nicht aus dem Amt drängen lassen. Der Vorfall könnte Auftakt zu einem härteren Ringen mit der Trump-Regierung um die Kontrolle der US-Notenbank sein. Drei der von Trumps Vorgänger Joe Biden ernannten Fed-Gouverneure – darunter auch Cook – haben Amtszeiten, die über die verbleibende Amtszeit von Trump hinausgehen. Die Amtszeit von Fed-Chef Powell endet im Mai 2026.