Es zeichnet sich eine weitere Wende im Drama um Deutschlands größten Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) ab. Der indische Stahlproduzent Jindal Steel International hat erneut Interesse an der Stahlsparte des MDAX-Konzerns geäußert.
Das Angebot von Jindal Steel kommt nicht völlig überraschend. Schon vor mehreren Jahren hatte das Unternehmen Interesse an der Sparte von Thyssen-Krupp bekundet – damals allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Jetzt hat der indische Konkurrent laut Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López ein „unverbindliches, indikatives Angebot für den Kauf“ von TKSE abgegeben. Der Vorstand will die Offerte intensiv prüfen, „insbesondere mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an unseren Stahl-Standorten“. Bisher hatte López damit geliebäugelt, dass der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky seinen Anteil an der Stahltochter von bisher 20 % auf 50 % hochfährt. Davon waren allerdings die Gewerkschaften nicht begeistert. Bei den Verhandlungen mit Jindal Steel könnte allerdings der Kaufpreis der Knackpunkt werden. Schließlich lasten auf TKSE hohe Pensionsverpflichtungen. Außerdem müssen Milliarden in den grünen Umbau der Produktion investiert werden. Der einstige Stahlgigant steckt ohnehin in der Krise, das Unternehmen kann seine Kapazitäten seit Jahren nicht mehr auslasten und leidet unter den hohen Energiepreisen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich Jindal Steel und Thyssenkrupp überhaupt einig werden. Die Thyssenkrupp-Aktie ist durch die aktuelle Übernahmefantasie auf jeden Fall angesprungen, hier sollte man vorsichtshalber Gewinne sichern; (B–).