Die bisherige IPO-Bilanz 2025 sieht alles andere als rosig aus. Dank der größeren makroökonomischen Stabilität nach dem US-Zollchaos im April scheinen sich die Rahmenbedingungen inzwischen allerdings zu bessern, heißt es von den Investmentbanken. Zumindest auf dem europäischen Parkett sprechen die Indikatoren für diese Prognose.
Am deutschen Markt für Börsengänge herrscht seit Monaten Flaute. Immer weniger Firmen wagen den Sprung aufs Parkett – oder ziehen entsprechende Pläne zurück (vgl. ES 36/25). In anderen europäischen Staaten sieht die Bilanz ähnlich mau aus. Laut IPO-Barometer der Beratungsgesellschaft EY sank die Zahl der IPOs im 1. Halbjahr um 24 % auf 51 Platzierungen. Das Emissionsvolumen erreichte gerade einmal 5,9 Mrd. $, verglichen mit 14,7 Mrd. $ im Vorjahreszeitraum.
Doch nun scheint sich das Blatt allmählich zu drehen. Zumindest einer der spannendsten IPOs der vergangenen Jahre scheint nun wirklich stattzufinden: Der Bezahldienst Klarna geht nun doch an der Wall Street an die Börse. Dabei wollen mehrere Anteilseigner und Klarna selbst insgesamt gut 34,3 Mio. Anteile zu einem Stückpreis von 35 bis 37 $ veräußern. Insgesamt sollen damit bis zu 1,27 Mrd. $ zusammenkommen. Sollte das Unternehmen diesen Höchstpreis erzielen, würde es insgesamt mit rund 14
Mrd. $ bewertet. In einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021 war Klarna Medienberichten zufolge noch mit mehr als 45 Mrd. $ bewertet worden.
Den Börsengang hatten die Schweden bereits im März angekündigt, ihn aber wegen des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikts und den damit verbundenen Turbulenzen an den Börsen jedoch verschoben. Der Gang an die New Yorker Börse (NYSE) soll den Berichten zufolge indes noch in diesem Jahr erfolgen. Zuletzt wurden Gerüchte am Markt bekannt, dass der Börsengang bereits im September erfolgen könnte. Das Unternehmen soll zudem unter dem Tickersymbol „KLAR“ gehandelt werden. Der Großteil der angebotenen Aktien gehört mit 28,8 Mio. Stück mehreren Aktionären, darunter Managern sowie den Investoren Sequoia Capital und Heartland. Die Firma selbst bietet im Zuge des Börsengangs nur knapp 5,6 Mio. Anteilsscheine an. Die Altaktionäre könnten bei hoher Nachfrage noch einmal gut 5 Mio. Aktien drauflegen. Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 24 % auf gut 2,8 Mrd. $. Unterm Strich gab es einen Gewinn von 21 Mio. $, nach –244 Mio. $ ein Jahr zuvor. Im 1. Halbjahr 2025 steckte das Unternehmen jedoch wieder mit –153
Mio. $ in der Verlustzone.
Das IPO von Klarna ist eines der lang erwartetsten am Markt. Daher behalten Anleger die konkreten Pläne ganz genau im Auge!
Die Anzeigenplattform Swiss Marketplace Group (SMG) will an die Schweizer Börse gehen. Der Betreiber von Immobilien- und Autoportalen kündigte jüngst ein „Initial Public Offering“ (IPO) an der Schweizer SIX an. Dies könnte den zuletzt schwächelnden europäischen IPO-Markt beleben. Dabei sollen den Interessenten mindestens 20 % der SMG-Anteile angeboten werden, die vollständig aus dem Besitz der Altaktionäre stammen. Dem Unternehmen fließen damit aus dem Börsengang derweil keine Erlöse zu. Angesichts des wachsenden und profitablen Geschäfts rechnen Kapitalmarktexperten mit einer Bewertung von 4 bis 5 Mrd. CHF. Zum genauen Zeitpunkt des Börsengangs wollten sich SMG und die Aktionäre allerdings nicht äußern. Für gewöhnlich dauert es nach der „Intention to float“, der formellen Ankündigung eines IPO, etwa vier Wochen, bis die Aktien öffentlich gehandelt werden können.
Bei SMG bleiben Anleger zunächst nur auf dem Beobachtungsposten. Da dem Unternehmen bei einem möglichen IPO selbst keine Erlöse zufließen, muss sich die Profitabilität hier erst noch zeigen.
Golden Goose hält sich nach der Absage eines Börsengangs im vergangenen Jahr einen weiteren Anlauf bei entsprechenden Marktkonditionen offen. „Es geht nur darum, den richtigen Moment abzupassen“, so CFO Paolo Dal Ferro. Der italienische Hersteller von Luxus-Sneakern hatte vergangenes Jahr im Mai einen Börsengang in Mailand angekündigt, zog seine Pläne aber wenige Wochen später wegen der Marktvolatilität zurück.
Golden Goose hat im 1. Halbjahr 2025 seinen Wachstumskurs fortgesetzt. Der Umsatz stieg um 15 % auf 324 Mio. €, angetrieben durch starke Nachfrage in Nordamerika und Asien. Besonders in China konnte das Unternehmen zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Auch der Direktvertrieb, vor allem über eigene Stores, entwickelte sich positiv und machte nun rund 63 % des Gesamtumsatzes aus. Trotz der Umsatzsteigerung blieb das operative Ergebnis hinter dem Vorjahr zurück. Das bereinigte Ebitda sank um 2 % auf 95 Mio. €. Als Hauptgrund nannte das Unternehmen gestiegene Investitionen in das Geschäft sowie höhere Kosten für Expansion und Marketing. Die Profitabilität wurde zudem durch saisonal höhere Abschreibungen belastet.
Angesichts der aktuellen Marktlage dürfte das neuerliche IPO jedoch noch etwas auf sich warten lassen – vor allem mit Blick auf die US-Zollpolitik.
Am deutschen Markt könnte zumindest ein IPO noch in diesem Herbst stattfinden. Der weltweit führende Hersteller von Prothesen, Ottobock, plant seinen Gang an die Börse zwischen Ende September und Mitte Oktober. Das gab der Konzern erst vor wenigen Wochen bekannt. Der Unternehmenswert wird Schätzungen zufolge auf mehr als 6 Mrd. € taxiert. Die Eigentümerfamilie Näder, die Ottobock über eine Holding hält, könnte 25 bis 30 % der Unternehmensanteile an die Börse bringen. Weitere Details wurden bislang jedoch nicht bekannt. „Bisher ist keine Entscheidung für einen Börsengang gefallen, deswegen können wir auch über solche Details nicht spekulieren. Zu Bewertungsfragen äußern wir uns grundsätzlich nicht“, hieß es damals vom Unternehmen. Bilanztechnisch kann Ottobock weiterhin überzeugen. In den ersten 6 Monaten legte der Umsatz um 5 % auf 801 Mio. € zu. Organisch lag der Zuwachs sogar bei 10 %.
Ottobock könnte einer der spannendsten Börsengänge auf dem deutschen Parkett in diesem Herbst sein. Die Pläne behält man daher ganz genau im Auge!