Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt den Leitzins angesichts der Konjunkturflaute und nachlassender Inflationssorgen zu Beginn des Jahres weiter. Der EZB-Rat beschloss, den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz von 3,00 auf 2,75 % zu drücken. Diesen bekommen Geldinstitute, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Es ist bereits die 5. Zinssenkung, seit die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde im Juni die Zinswende eingeleitet haben.
- EZB-Kurs wird mit der Entwicklung der Konjunkturdaten abgestimmt
Die EZB erklärte zu ihrem künftigen Kurs, diesen von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig zu machen. "Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", hieß es. Die nächste Zinsentscheidung steht Anfang März in Frankfurt an.
Der EZB macht vor allem die unsichere konjunkturelle
Lage im Euroraum zu schaffen. Die Notenbank rechnet nach den jüngsten Prognosen ihrer Volkswirte damit, dass sie ihr Inflationsziel von 2,0 % im 1. Halbjahr nachhaltig erreichen wird. Im Dezember lag die Rate noch bei 2,4 %. Doch die trüben Konjunkturaussichten für den Euroraum treiben die Währungshüter um.
- Wirtschaft im Euroraum trat auf der Stelle
Dem EU-Statistikamt zufolge trat die Wirtschaft im Euroraum von Oktober bis Dezember auf der Stelle. Für das Gesamtjahr 2024 ergab sich ein Plus von 0,7 %. Belastet hat vor allem die Dauerflaute in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland. Hier schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt sowohl im vierten Quartal als auch 2024 insgesamt um 0,2 Prozent.
Ein großer Unsicherheitsfaktor für die EZB ist auch die künftige Zollpolitik von US-Präsident Trump. Höhere Zölle könnten zu Handelskonflikten führen, was die europäische Wirtschaft zusätzlich dämpfen und auch die Inflation nach oben treiben könnte. Höhere Handelshürden könnten die Exporte der Euro-Wirtschaft belasten. Auch sei das Verbrauchervertrauen nach wie vor fragil. "Die steigenden Realeinkommen haben die Haushalte noch nicht ausreichend ermutigt, ihre Ausgaben deutlich zu steigern", sagte Lagarde. Grundsätzlich seien die Voraussetzungen für eine Erholung des privaten Konsums aber gegeben. So sei der Arbeitsmarkt recht robust. Sofern Handelsspannungen nicht eskalierten, dürften auch die Exporte die Erholung unterstützen, "da die globale Nachfrage steigt". Günstigere Kredite dürften nach und nach auch den Konsum und die Investitionen ankurbeln. Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, die Wirtschaft produktiver, wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger zu machen.
- Chancen auf kleine Wirtschaftsbelebung
Laut einer aktuellen Umfrage unter Einkaufsmanagern hat die Wirtschaft der Euro-Zone zu Jahresbeginn voraussichtlich ein kleines Wachstum geschafft. Nach Einschätzung mancher Experten dürfte sich die Konjunktur nach einem schwierigen Winterhalbjahr ab dem Frühjahr etwas beleben – auch wegen der Zinssenkungen der EZB.
Im 4. Quartal 2024 stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich daraus ein Plus von 0,7 % in der Währungsunion. Dass es nicht zu mehr reichte, liegt an der Dauerflaute von Europas größter Volkswirtschaft Deutschland. Hier schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt sowohl im 4. Quartal als auch 2024 insgesamt um 0,2 %.